Hanno Müller zu den Problemen bei Abellio.

Das Geschäft der Eisenbahnanbieter ist knüppelhart. Bei der Vergabe der Strecken herrscht ein erbitterter Verdrängungswettbewerb. Den Zuschlag bekommt, wer die Leistungen am günstigsten anbietet. Kostendeckend lassen sich aber vor allem kleinere und langsamere Stecken nicht bedienen. Ohne Subventionen geht auf Regionalstrecken wenig. Wer da noch Gewinn machen will, muss gut rechnen und verhandeln.

Aggressiver Sparkurs und niedrige Margen könnten sich für das eine oder andere Unternehmen bitter rächen. Billiger wird es nicht. Im Gegenteil: Die Kosten für Personal, Fahrzeuge und Service steigen. Schätzungsweise kletterten die Ausgaben in den vergangenen Jahren um 40 Prozent.

Dabei sieht sich Abellio Mitteldeutschland mit denselben Themen konfrontiert wie aktuell die gesamte Branche des Schienenpersonenverkehrs. Höhere Tarifabschlüsse, neue Frei- und Ruhezeitregeln, wachsender Bedarf an Fahrern und Begleitpersonal, Ausbildungskosten und sogenannte Pönalen drücken zunehmend auf die Liquidität.

Mobilität ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Die Bahn hat dabei von allen Verkehrsmitteln die beste Ökobilanz. In der aktuellen Situation gibt es wenig Alternativen. Steigen die Fahrpreise, wechseln noch mehr Mensachen von der Schiene auf die Straße. Machen weitere Stecken aus Unwirtschaftlichkeit dicht, verlieren weitere Regionen den Anschluss an das überregionale Schienennetz. Wer beides nicht will, muss mit dafür sorgen, dass die Unternehmen auskömmlich fahren können.

Mehr als ein halbes Dutzend Eisenbahnverkehrsunternehmen sind auf Thüringens Schienen unterwegs. Im Konkurrenzkampf um die Strecken haben die kleinen Privaten dem Staatsriesen Deutsche Bahn und seiner Tochter DB Regio in den vergangenen Jahren manche Strecke abgeluchst. Corona verschärft die Situation zusätzlich. Der Bittgang von Abellio ist möglicherweise erst der Anfang. Am Ende sollten die Passiere nicht die Leidtragenden sein.

Abellio fordert mehr Geld vom Land