Hanno Müller hält E-Scooter ohne Helm für Wahnsinn.

Erinnern Sie sich an ihre Kindheit? Als es mit dem Tretroller nicht schnell genug gehen konnte. Als jeder Abhang Fluggefühle aufkommen ließ. Ein falscher Schlenker mit dem Lenker – und es tat richtig weh.

Das haben Räder mit niedrigem Durchmesser so an sich. Auf Kopfsteinpflaster, zumal wenn es nass ist, in Straßenbahnschienen oder bei schnellen Lenk- und Bremsmanövern behält man sie schwer im Griff. Mopedfahrer wissen oft nur zu gut, dass die Knattermänner mit den kleinen Kullerrädern eher den Abgang machen als die mit den größeren Reifen.

Jetzt kommen die E-Scooter. Mini-Geschosse, mit denen man auf einem winzigen Trittbrett stehend, mit bis derzeit erlaubten 20 km/h über Radwege und Straßen fegt. Was aus der Sicht mancher Autofahrer eher nach Verkehrsbehinderung klingt, beim Mofa eine Frage der Sicherheit für die meist jungen Fahrer darstellt – auch Leichtmofas bis 20 km/h sind übrigens von der Helmpflicht befreit –, birgt für E-Roller-Piloten ein gehöriges Risiko. Auf einer befahrenen Straße stürzt es sich weit bedrohlicher als auf einem Rad- oder Gehweg. Muss noch mehr passieren, ehe dem Wahnsinn Einhalt geboten wird?

Seit Ende der 1970er gibt es die Helmpflicht für Krafträder und offene drei- oder mehrrädrige Kraftfahrzeuge ohne Sicherheitsgurte ab 20 km/h, auch in der DDR. Um die für Fahrräder und erst recht für E-Bikes wird trefflich gestritten. Für die Verständigeren unter den Pedalrittern ist der Kopfschutz eh längst selbstverständlich.

Man könnte darauf wetten, dass mit weiteren schweren Unfällen auch die Helmpflicht für E-Scooter wieder auf der Agenda stehen wird. Warum macht man es also nicht gleich? Bis dahin bleibt zu hoffen, dass vorerst der ministerielle Appell an die Vernunft der Elektro-Roller-Fahrer Gehör findet.

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