Hanno Müller über Zumutungen der Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Hoffnung trotzt der Pandemie. Hoffnung darauf, dass viele Menschen gegen das Corona-Virus geimpft werden. Hoffnung auf Medikamente, die schwere Verläufe verringern. Gerade überwiegt Enttäuschung.

Gehypte und mit Steuermillionen geförderte Pharmaunternehmen ziehen Lieferzusagen bei Impfstoffen zurück und düpieren so jene, die sich beim Verbreiten von Zuversicht bereits weit aus dem Fenster gelehnt haben. Nationalismen stehen über Vertragstreue. Ging es einmal mehr nur darum, zunächst den Fuß in die profitable Tür zu stellen? Dass Pharmaverantwortliche auf die Politik zeigen, ist scheinheilig. Wegen der Impfstoffknappheit sind Impfpläne inzwischen vielfach Makulatur. In Impfstellen und Impfteams muss von den freiwillig tätigen Ärzten auf Sicht gefahren werden, je nach Verfügbarkeit der Ampullen. Auch wegen der schwierigen Handhabung ist das eine inakzeptable Zumutung. Neue Termine können absehbar nicht vergeben werden. Das Vertrauen in die Impfungen leidet.

Unbefriedigend ist auch der Umgang mit vielversprechenden Antikörper-Medikamenten. Laut Bundesgesundheitsminister sollen sie ab der nächsten Woche Risikopatienten vor schweren Covid-19-Verläufen schützen. Bislang sind nicht nur die Mengen und der Kreis der beteiligten Kliniken überschaubar. Letztere haben zudem außer einem schon vor zehn Tagen verschickten Ankündigungsschreiben mit dem Vermerk „Nur für den internen Dienstgebrauch“ noch nichts Konkretes in der Hand. Sofern die mit den Medikamenten verbundene Hoffnung nicht trügt, wird sie vorerst ohnehin nur wenigen zuteil. Die schwere Entscheidung über Wohl und Weh liegt bei den Ärzten.

Vor einem Jahr kam Deutschlands erster positiver Covid-19-Fall in eine Münchner Klinik. Inzwischen darf gehofft werden. Dafür braucht es aber Verlässlichkeit.