Hanno Müller über die Pleite eines Rezeptabrechners.

Im Gesundheitswesen wird viel Geld verdient. Erst recht gilt das für den Bereich der Arznei- und medizinischen Hilfsmittel. Allein die knapp 600 inhabergeführten Thüringer Apotheker erzielen nach Angaben ihres Verbandes im Jahr mit 12 Millionen Rezepten Umsätze in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro. Das ruft viele auf den Plan, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Und es macht erfinderisch, wenn es darum geht, die Einnahmen zu maximieren. Offensichtlich ist einmal mehr ein solches Kartenhaus in sich zusammengefallen.

Das Abrechnen von Rezepten ist ein komplizierter und aufwendiger Vorgang. Bundesweit gibt es knapp 20 Abrechnungszentren, die Apotheken die Bürokratie abnehmen und sich darauf spezialisiert haben, solche Abrechnungen zu optimieren. Die AvP soll ihren Kunden einen unübersichtlichen Strauß an Optionen und Kleingedrucktem angeboten haben. Das macht jetzt eine geregelte Insolvenz schwierig und könnte die betroffenen Apotheker teuer zu stehen kommen.

Normalerweise reichen Abrechner die Rezepte gebündelt bei den Kassen ein und leiten anschließend deren Zahlungen an die Apotheken weiter. Dafür sollte das Geld der Apotheken auf Treuhandkonten vor unbefugtem Zugriff geschützt sein. Bislang ist unklar, ob oder in welcher Form es diese Treuhandkonten beim Düsseldorfer Dienstleister wirklich gab. Fließt nun alles in die Insolvenzmasse, sieht es für die Außenstände einzelner Apotheken mau aus. Der Ruf nach Hilfen für die Betroffenen ist verständlich. Für viele sind die Ausfälle existenzbedrohend, die wenigsten haben finanzielle Reserven, um fällige Zahlungen an Großhändler zu leisten. Liefern die nicht mehr, gefährdet das die Versorgung mit Medikamenten insgesamt.

Das Problem sitzt aber tiefer. Die AvP stand unter Aufsicht der Bafin. Wie schon bei Wirecard hat das einmal mehr nicht funktioniert. Zwar hat die BaFin die Finanzgeschäfte von AvP übernommen und Klage eingereicht, das Kind ist aber längst in den Brunnen gefallen. Nötig sind Kontrollen, die diesen Namen wirklich verdienen.