Tino Zippel zu den Engpässen in der Pflege.

In der Debatte um zusätzliche Pflegekräfte am Universitäts­klinikum Jena ist mehr Augenmaß vonnöten. Die Pflege darf nicht zur Überforderung des einzelnen Mitarbeiters führen. Aktionismus, von nun auf gleich alle angestauten Probleme zu lösen, führt aber nicht zum Ziel.

Der Markt an Pflegekräften ist leergefegt, weil über Jahre die Vergütung nicht mit der hohen Arbeitsbelastung standhielt. Entsprechend wenig Jugendliche interessierten sich für den schwierigen Job. Inzwischen sind zumindest in den Kliniken die gezahlten Löhne und Gehälter deutlich gestiegen. Doch damit verbessert sich nicht auf einen Schlag die Fachkräftesituation. Dass dies ein Nachholprozess ist, der Jahre brauchen wird, muss auch die Gewerkschaft einsehen.

Wenn Verdi nun Kliniken zwingt, auf Teufel komm‘ raus mehr Pflegekräfte zu finden, zettelt die Gewerkschaft nicht nur einen Wettbewerb mit Fang­prämien an, sondern arbeitet auch zu Lasten der Altenpflege. Die kann nicht im gleichen Maße bei der Vergütung aufrüsten, weil die Bewohner die Kosten stemmen müssen. Zugleich finden die Einrichtungen aber keine Fach­kräfte mehr, wenn die Kliniken jetzt auch Altenpfleger finanzstark abwerben müssen, um ihr Soll zu erreichen.

So emotional die Debatte sein mag, kommen wir nicht um eine ganzheitliche Betrachtung herum. In der darf die Altenpflege nicht auf der Strecke bleiben.

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