Von Wolfgang Hirsch

Lang, mehr als zehn Jahre lang hat es gedauert von der Finanzierungszusage für den Neubau eines Bauhaus-Museum in Weimar bis zu dessen Realisierung. Jetzt reiben wir uns völlig verwundert die Augen: Ja, es ist da! Nach all den Debatten und bei aller Kritik im Verlaufe des heiklen Prozesses: Ich finde, es sieht schön aus. Was für ein herrliches Geschenk, das wir – ganz unpathetisch betrachtet – uns selbst da bereiten. Urbi et orbi: der Stadt und dem Land, der Nation, ja der Welt.

Schlicht und erhaben zugleich hat sich das hohe Haus seinen Platz erobert. Vergessen wir nicht, es ist dem Bauhaus und seinen Akteuren gewidmet, Künstlern also, die von den bornierten NS-Barbaren aus der Stadt, dem Land und schließlich der Republik vertrieben worden sind. Nun werden sie gleichsam wieder ins Recht gesetzt, und wir lesen diese Architektur wie ein Zeichen: Souverän und – zumal bei nächtlicher Beleuchtung – mit magischer Heiterkeit behauptet das Bauhaus-Museum sich gegen die dumpfe Monumentalität des NS-„Gauforums“ in der direkten Nachbarschaft.

Größter Dank gilt Heike Hanada und Hellmut Seemann

Drei Kulturminister unterschiedlichster Couleur haben den Bauprozess emsig begleitet. Jens Goebel (CDU) hat sehr rasch für die Gegenfinanzierung durch den Freistaat gesorgt und wollte eigentlich schon 2013 (am Theaterplatz!) eröffnen. Christoph Matschie (SPD) hat die Standortsuche neu begonnen und diese Aufgabe sehr demokratisch moderiert. Und Benjamin Hoff (Linke) hat das Projekt bis zum glücklichen Abschluss begleitet. Dank gilt ihnen ebenso wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters und ihrem Vorgänger Bernd Neumann. Vor allen anderen jedoch sind jene beiden zu preisen, die mit voller Kraft und Beharrlichkeit die eigentliche Arbeit geleistet und koordiniert haben: die Architektin Heike Hanada und der Klassik-Präsident Hellmut Seemann.

Dass sie auf der Rednerliste des Festaktes am kommenden Freitag fehlen, hat unter geladenen Gästen schon im Vorfeld für Verstörung gesorgt. Etwa eine Retourkutsche für diese oder jene Unzulänglichkeit? Gar eine Abstrafung, dass sie Haltung bewahrt haben? Oh je, schon macht der wahlkampfnotorische Spruch die Runde, „Rote tragen kleine Karos“. Das stimmt nicht grundsätzlich, mag aber auf einige zutreffen.

Für solch linkische Kleinmütigkeit und Verbissenheit ist jetzt nicht die Zeit. Wir ignorieren, was offensichtlich als Affront gemeint war, und huldigen voller Respekt der Baukünstlerin und dem Generalmanager des Projekts: Danke Heike Hanada, danke Hellmut Seemann! – Ein Nörgel-Moratorium möge eine Woche lang gelten! Jetzt dürfen, jetzt müssen wir feiern. Man könnte sogar ein bisschen jubeln.