Sibylle Göbel über die Kehrtwende bei den Schulöffnungen.

Es ist keine Woche her, da sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) wortwörtlich, dass ein „Flickenteppich“ bei der Öffnung von Schulen und Kindergärten das ist, was er überhaupt nicht möchte. Bildungs- und Gesundheitsministerium seien deshalb übereingekommen, Kitas und Grundschulen zu öffnen – weil es zum Beispiel Erstklässler gebe, die ihre Schule seit dem 16. Dezember nicht mehr von innen gesehen haben.

Nur drei Tage später war das nichts mehr wert: Der Flickenteppich ist da.

Nachdem sich Holter noch dafür gefeiert hatte, Schulen und Kita-Träger diesmal rechtzeitig über die Öffnung unterrichtet zu haben, drehte die Landesregierung am Freitag alles zurück: Plötzlich waren die Sieben-Tage-Inzidenzwerte so hoch, dass nun doch nicht mehr alle Kreise Grundschulen und Kitas öffnen durften.

Dabei hatten Schulleiter und Kita-Träger zuvor erklärt, dass sie wenigstens drei, vier Tage Vorlauf für die Umsetzung neuer Regeln brauchen. Von berufstätigen Eltern, die endlich Verlässlichkeit benötigen, und den zum wiederholten Mal enttäuschten Kindern gar nicht zu reden.

Rechtfertigt die pandemische Notlage ein solches Hü und Hott?

Nein, nicht mehr nach einem Jahr. Nicht mehr nach einem Jahr, in dem Eltern, Kinder und die meisten Pädagogen ihre Flexibilität hinlänglich unter Beweis gestellt haben. Und erst recht nicht, nachdem man solche Flickenteppich-Lösungen mit Blick auf niedrige Inzidenzwerte da und dort längst hätte haben können. Die Unsicherheit, die jetzt besteht, die Tatsache, dass nun quasi täglich mit Kita- und Schulschließungen zu rechnen ist, ist viel schwerer auszuhalten als eine für alle geltende Regelung. Das Vertrauen in diese Landesregierung schmilzt schneller dahin als Schnee in der Sonne.