Elmar Otto über das Durchgreifen in der Corona-Krise.

Oft ist Bodo Ramelow für sein unabgestimmtes Vorgehen bei der Bewältigung der Corona-Krise innerhalb der rot-rot-grünen Koalition kritisiert worden. Auch manch Ministerpräsidentenkollege war auf den nervigen Linken bisweilen nicht gut zu sprechen. Weil der gerne vor Bund-Länder-Runden Forderungen aufstellte, sich nicht durchsetzen konnte und nur mit einer Protokollnotiz nach Hause kam. Da wirkte Ramelow wie ein Chef, mit einem Plan, den nur er als Einziger durchschaute.

Corona-Blog: Kein Ansturm bei Ladenöffnungen in Weimar – Ramelow kritisiert Merkels Ton gegenüber Ländern

Aktuell aber geht der Thüringer nachvollziehbarerweise mit Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Kanzleramtschef Helge Braun hart ins Gericht. Immerhin fordert Ramelow wie andere Länderchefs auch seit langem ein einheitliches Vorgehen. Man müsste eigentlich nur eine der Wortmeldungen Ramelows recyceln und schon hätte man eine bundesweite Linie.

Das die nötig ist, macht beispielsweise Ramelow Ärger über das Saarland deutlich. Dort heimste man erst trotz niedriger Infektionsrate und weniger Einwohnern viel mehr EU-Impfdosen als Thüringen ein, obwohl dort die Corona-Hotspots nicht wegzudiskutieren sind. Als Dank macht das Minibundesland jetzt seine Läden auf.

Und nur mal so: Durch ein härteres Durchgreifen würde sich für Thüringen kaum etwas ändern. Im Freistaat gibt wegen seiner deutschlandweit höchsten Inzidenz bislang noch keine größeren Lockerungen. Wenn man vom Weimarer Modellversuch und den österlichen Kontakterleichterungen absieht. Ausgangssperren sind weiter möglich.

Alles in allem wirkt Merkels Drohkulisse wie der hilflose Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen. Im Alleingang wird das trotz der rechtlichen Möglichen des Bundes aber misslingen. Dafür ist die Stimmung in der Bevölkerung durch ein vergeigtes Pandemiemanagement längst zu schlecht.