Offenbach/Main. Auf den Straßen und Schienen ist wegen des heranziehenden Orkantiefs mit erheblichen Problemen zu rechnen. Die Bahn rät von Reisen zwischen Sonntag und Dienstag ab.

Die Menschen in Deutschland müssen sich für Sonntag und Montag auf einen Orkan und massive Verkehrsbehinderungen vorbereiten. „Das wird gefährlich“, warnte der Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitag vor den Folgen des Orkantiefs „Sabine“. Im Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn werde ab Sonntagabend mit erheblichen Beeinträchtigungen insbesondere im Norden und Westen Deutschlands gerechnet, teilte die Bahn mit. „Wir empfehlen unseren Reisenden von Sonntag bis Dienstag ihre geplante Reise auf einen anderen Tag zu verschieben.“

Zunächst werde das vom Atlantik kommende Orkantief am Sonntag voraussichtlich gegen Mittag den Nordwesten Deutschlands treffen. An der Nordseeküste seien nach aktuellen Wettermodellen Orkanböen mit einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern zu erwarten.

In den folgenden Stunden zieht das Sturmfeld dann wohl weiter Richtung Süden. Am Abend wird „Sabine“ mit Windstärke elf (103 bis 118 Stundenkilometer) vermutlich die Linie Eifel, Niederrhein, Saarland erreichen und in der zweiten Nachthälfte zum Montag schließlich auch in Bayern ankommen. Ab der Stärke elf auf der Beaufort-Skala sprechen die Meteorologen von einem orkanartigen Sturm, ab 118 Stundenkilometern (Stärke zwölf) handelt es sich um einen Orkan.

Vorhersage für den Harz geht von 175 km/h aus

„Die gefährlichste Situation mit den höchsten Windspitzen in ganz Deutschland“ wird nach Einschätzung Friedrichs in der Nacht zum Montag erreicht, wenn sich zu dem Orkantief eine Kaltfront gesellt. Selbst in den Niederungen können Böen dann die Windstärke elf bis zwölf erreichen. Noch heftiger wird sich „Sabine“ über den Bergen austoben: Mit 120 bis 150 Stundenkilometern werden die Böen in der Nacht zum Montag über die Gipfel fegen. Eine Vorhersage für den Brocken, den höchsten Gipfel im Harz, gehe sogar von 175 Stundenkilometern aus, so Friedrich.

Begleitet wird der Orkan vielerorts von heftigen Schauern und Gewittern. Der DWD warnte vor umstürzenden Bäumen, herabgewehten Ziegeln und abgebrochenen Ästen. Die Menschen müssten sich auf entsprechende Gefahren einstellen, wenn sie das Haus verlassen wollten, sagte der Meteorologe. Ein weiterer Rat: „Alles, was im Freien nicht niet- und nagelfest ist, sollte gesichert werden.“

Der Straßen- und Bahnverkehr im ganzen Land wird aller Voraussicht nach stark beeinträchtigt: „Am Montagmorgen wird es zum Teil zu massiven Verkehrsbehinderungen kommen“, sagte Friedrich. „Man muss die Bevölkerung entsprechend warnen, aber von einem Horror- oder Monsterorkan kann nicht die Rede sein.“ „Sabine“ sei ein Winterorkan wie er etwa alle zwei Jahre vorkomme, aber kein „Rekordsturm“. So stark wie „Kyrill“ (2007) oder „Lothar“ (1999) werde „Sabine“ nicht.

Erst am Dienstag wird sich das Wetter beruhigen

Dafür hat das heranziehende Orkantief Ausdauer: „Das Ganze ist auch am Montagmorgen noch nicht vorbei“, erklärte der Meteorologe. Im Lauf des Montags werde polare Meeresluft einströmen und Schauer und Wintergewitter mit sich bringen. Es können weiter Böen mit Windstärke elf über das Land jagen. Erst ab Montagabend und dann am Dienstag wird sich das Wetter allmählich beruhigen.

Bei der Deutschen Bahn liefen in Nordrhein-Westfalen die Sturm-Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. „Wir verstärken in allen Bereichen und bereiten uns auf ‘Sabine’ vor“, sagte eine Bahnsprecherin am Freitag in Düsseldorf. So werde das Personal in den Leitstellen und Betriebszentralen erhöht, Schichtpläne würden angepasst. „Parallel werden Reparaturfahrzeuge ins Standby gesetzt.“ Die Maßnahmen sind in einem vierstufigen Plan festgelegt.

Das Augenmerk liege darauf, die Strecken so schnell es gehe wieder befahrbar zu machen, teilte die Bahn weiter mit. Im Ernstfall räumten die Mitarbeiter vor Ort mit Spezialgeräten die Gleise frei und reparierten Technik und Oberleitungen. Die häufigste Folge von Unwettern bei der Bahn seien Schäden an den Oberleitungen.

Bahnkunden können stornieren oder Fahrt verschieben

Die Deutsche Bahn zeigt sich kulant bei bereits gekauften Tickets. Alle Tickets im Fernverkehr, die an den kritischen Tagen vom 9. bis einschließlich 11. Februar betroffen sind, behalten demnach ihre Gültigkeit - und können bereits am Samstag und bis mindestens Dienstag, den 18. Februar, genutzt werden. Das gelte auch für zuggebundene Tickets. Alternativ lassen sich die Fahrkarten kostenlos stornieren. Fahrgäste bekommen dann ihr Geld zurück. Die Erstattung können Reisende in den Reisezentren der Bahn, DB-Agenturen und im Internet mit dem Fahrgastrechte-Formular beantragen.

Erreichen Bahnreisende ihr Ziel mit erheblicher Verspätung, erstattet die Bahn generell einen Teil des Ticketpreises. Ab 60 Minuten Verspätung gibt es 25 Prozent des Fahrpreises zurück, ab 120 Minuten 50 Prozent. Entscheidend ist dafür die Ankunftszeit am Zielort.

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