Berlin. Der Antisemitismusbeauftragte Klein wirft der Pink-Floyd-Ikone Roger Waters Hetze vor – und nimmt Konzertveranstalter in die Pflicht.

Roger Waters tourt in diesen Wochen durch Europa. Er hat alte Songs im Gepäck – aus den Zeiten seiner Band Pink Floyd. Neben Welt-Hits hat Waters aber auch – wie schon bei anderen Konzerten in der Vergangenheit – politische Botschaften dabei. Heikle. Brisante. Viele sagen: hetzerische und antisemitische.

Bei Konzerten in der Vergangenheit ließ Waters Ballons in Form von Schweinen mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen jetzigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer – aber ohne den Davidstern. Roger Waters (79) wird auch für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen des Vorgehens gegenüber den Palästinensern aufruft.

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, fordert mehr Widerspruch gegen Judenfeindlichkeit von Kunst- und Kulturszene.
Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, fordert mehr Widerspruch gegen Judenfeindlichkeit von Kunst- und Kulturszene. © dpa | Carsten Koall

Schon seit vielen Jahren agitiert Waters gegen den Staat Israel. Und immer mehr Stimmen üben Kritik daran, dass der 79-Jährige als Künstler unwidersprochen Konzerte in Deutschland und Europa geben kann. „Wenigstens gibt es dieses Mal eine Debatte. Vor fünf Jahren war Roger Waters auch schon in Deutschland, und da hat es kaum Beachtung gefunden, als er Plastik-Schweine mit Davidstern in seinen Konzerten aufsteigen ließ“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, unserer Redaktion.

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Klein: „Verschwörungserzählern keine Bühne bieten“

Leider seien „die Gerichtsverfahren, die dagegen angestrengt werden, bisher zu seinen Gunsten ausgegangen“, so Klein. „Obwohl er Antisemitismus verbreitet und mutmaßlich Volksverhetzung betreibt.“ Klein appelliert an die „Wachsamkeit von Polizei und Justiz“ und ermutigt nach eigenen Angaben zu weiteren Anzeigen. „Die Konzertveranstalter sollten sich gut überlegen, ob sie Verschwörungserzählern eine Bühne bieten“, sagte Klein.

Klein hob hervor, dass er sich mehr Widerspruch gegen antisemitische Parolen in Kunst und Kultur wünscht. „Ich würde mir wünschen, dass man bei Rassismus und Antisemitismus genauso hellhörig wird, wie das in anderen Bereichen der Fall zu sein scheint. Was eine Beleidigung ist, entscheiden nicht die Sender einer Botschaft, sondern die Empfänger.“ Jeder sollte sich überlegen, wie sich das eigene Handeln für Jüdinnen und Juden anfühle, so der Beauftragte für den Kampf gegen Antisemitismus. „Das hätten sich auch die Veranstalter der Documenta oder der Konzerte von Roger Waters fragen sollen.“

München: Menschen demonstrieren vor dem Auftritt des Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters im Rahmen seiner Deutschland-Tour
München: Menschen demonstrieren vor dem Auftritt des Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters im Rahmen seiner Deutschland-Tour "This Is Not A Drill" vor der Olympiahalle. © dpa | Angelika Warmuth

Die Stadt Frankfurt am Main wollte ein Konzert des Musikers am Ende Mai absagen, das dortige Verwaltungsgericht gab jedoch einem Eilantrag Waters’ gegen die Absage statt. In Berlin ermittelt nun die Polizei gegen Waters wegen seines Auftritts in der Hauptstadt. Verdacht: Volksverhetzung. Waters hatte bei seinem Konzert in der vergangenen Woche in einem langen schwarzen Ledermantel inszeniert, dazu eine rote Armbinde – Kleidung, die laut Ermittlungsbehörden an die eines SS-Offiziers erinnert. Laut Polizei stellt dies mutmaßlich einer Verherrlichung des NS-Regimes dar. Lesen Sie auch: Die AfD und der Antisemitismus – eine Analyse

Bundesweit gab es Proteste gegen die Konzertreihe des britischen Musikers. Am Sonntagabend etwa demonstrierte das Bündnis „München ist bunt!“. „Die Hetze gegen Juden hat ganz offenbar einen Platz in diesem Land. Dieser Platz ist heute die Olympiahalle“, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, am Eingang der Halle. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland nannte Waters einen „antisemitischen Brandstifter“. (mit dpa)