Erfurt. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, spricht über den Umgang seiner Kirche mit der AfD.

Die jüngsten Erfolge der AfD auf kommunaler Ebene werden nach Auffassung des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, keine Einzelfälle bleiben. Vor allem in den ländlichen Regionen müssten die demokratischen Parteien der populistischen Strategie eine bürgernahe und nachvollziehbare Politik entgegensetzen, forderte der Leitende Geistliche. Auch für seine Kirche erwartet Kramer schwierige Diskussionen mit den neuen Funktionsträgern in den kommunalen Ämtern.

Auf kommunaler Ebene müsse die Kirche natürlich mit dem Bürgermeister oder Landrat reden. Aber da stehe immer die Frage, wo die konkreten Themen seien. „Wir müssen lokal beispielsweise über Kindergärten in freier Trägerschaft, Seniorentreffs oder Fördermittel für Kirchenbauten sprechen“, sagte Kramer. Darin werde sich zeigen, ob die Kirche im Dorf bleibe. Er hoffe, dass die neuen Bürgermeister und Landräte die meist sehr konkreten Fragen zum Wohl der Menschen und nicht kirchenfeindlich angehen.

An der Linie der EKM gegenüber der AfD ändere sich im Grundsatz nichts. „Ich rede mit jedem AfD-nahen Menschen, der das Gespräch und Seelsorge sucht“, sagte Kramer. Es sei gar nicht die Frage, dass man nicht miteinander spreche. Sondern es gehe um die Frage, an welcher Stelle man wie und in welchem öffentlichen Forum miteinander rede. Und genau hier liege die Linie: „Wir werden mit den Spitzen dieser Partei keine offiziellen Gespräche führen. Und dabei wird es auch bleiben, weil zentrale Aussagen dieser Menschen diametral gegen das christliche Menschenbild und den christlichen Glauben stehen“, sagte der Landesbischof.

Persönlich habe er sich bei der Landratswahl in Sonneberg und der Bürgermeisterwahl in Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt ein anderes Ergebnis gewünscht, aber es habe im Bereich des Erwartbaren gelegen. „Ich bin daher nicht geschockt, aber besorgt“, sagte Kramer. Denn das Konzept der neuen Rechten über die Normalisierung der Diskurse in politische Ämter zu gelangen, sei aufgegangen. „Wir als Gesellschaft müssen sehen, dass wir hier gefordert sind, uns gerade im ländlichen Bereich den Kontroversen zu stellen“, forderte der Bischof. Der Populismus habe in fast allen Fällen nicht gehalten, was er den Menschen versprochen habe. Aber als Kirche werde man mit dem neuen Landrat und neuen Bürgermeister sprechen, wenn es den Menschen vor Ort nutze.

Das könnte Sie auch interessieren

Zahl der Kirchenaustritte beschleunigt sich in Thüringen

Thüringens Bischöfe: „Wir bringen uns fröhlich ein“

Leipziger Forscher über AfD-Wähler: „Alles soll bleiben, wie es ist“

AfD-Landrat Sesselmann tritt Amt in Sonneberg an und verurteilt Boykottaufrufe