Düsseldorf/Hamburg. Klimaaktivisten sind auf die Rollfelder der Flughäfen Hamburg und Düsseldorf vorgedrungen – für die Polizeigewerkschaft “katastrophal“.

"Wo, wenn nicht auf einem Flughafen, ist der richtig Ort gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlage zu protestieren?" So begründet die "Letzte Generation" ihr Vorgehen: Am Donnerstagmorgen waren Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe auf die Flughäfen in Hamburg und Düsseldorf eingedrungen. Der Flugverkehr war stundenlang gestört, teilweise lahmgelegt. Bei vielen Reisenden kam das nicht gut an: "So macht man sich keine Freunde", sagte etwa ein Fluggast der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

Begonnen hatten die Aktionen am frühen Morgen gegen 6 Uhr. Nahezu zeitgleich waren Klima-Aktivisten in Hamburg und Düsseldorf auf die Rollfelder vorgedrungen. Zuvor hatten sie die Zäune, die die Flughäfen eigentlich vor solchen, aber auch vor deutlich schwerwiegenderen, eventuell sogar terroristischen Angriffen schützen sollen, beschädigt oder überwunden.

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"Letzte Generation": Klima-Protest am Flughafen sorgt für Ausfälle

Auf den Rollfeldern klebten sich die Aktivisten fest. Bis es den Einsatzkräften gelang, alle vom Boden zu lösen, vergingen Stunden. An beiden Flughäfen musste der Flugbetrieb zeitweise unterbrochen werden. In Düsseldorf fielen 24 Flüge komplett aus, in Hamburg waren es 22 Ankünfte und 28 Abflüge, berichtet das "Hamburger Abendblatt".

Wütend sind über die Behinderungen nicht nur viele Fluggäste. Auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, zeigt sich erbost. "Diese Klima-Chaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle", so der CDU-Politiker. Kritik kommt auch von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). "Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben", sagte er dem Nachrichtenportal "t-online". Was die "Letzte Generation" betreibe, sei kein Klimaschutz, sondern Kriminalität. "Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei."

Einsatzkräfte der Polizei stehen über dem Bahnhof des Düsseldorfer Flughafens, nachdem sich Aktivisten der
Einsatzkräfte der Polizei stehen über dem Bahnhof des Düsseldorfer Flughafens, nachdem sich Aktivisten der "Letzten Generation" auf dem Flugfeld festgeklebt haben. © David Young/dpa

Die Klimaaktivisten begründeten ihre Aktion mit der kontinuierlichen Zunahme der Passagierzahlen im Flugverkehr und den damit verbundenen Emissionen von Treibhausgasen. "Statt einen konkreten Plan vorzulegen, wie dies verhindert und das gesetzlich geforderte Emissions-Reduktions-Ziel erreicht werden kann, setzt das Verkehrsministerium auf 'Technologieoffenheit'", erklärte die "Letzte Generation". Die Bewegung erneuerte ihre Forderung nach einem Gesellschaftsrat, der klären solle, wie die Nutzung fossiler Rohstoffe bis 2030 beendet werde.

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Polizeigewerkschaft für bessere Sicherheitskonzepte an Flughäfen

Die Deutsche Polizeigewerkschaft sprach sich angesichts des mühelosen Eindringens der Aktivisten in die geschützten Flughafenbereiche für eine Überarbeitung der Sicherheitskonzepte aus. "Es ist katastrophal für die Luftsicherheit, dass es den Klimaklebern gelungen ist, auf die Startbahn des Düsseldorfer Flughafens zu gelangen", sagte der Bundesvorsitzende für den Bereich Bundespolizei der Gewerkschaft, Heiko Teggatz, der "Rheinischen Post".

Bereits jetzt ergreifen einige Flughäfen Maßnahmen, um die Sicherheitsbereiche effektiver vor Eindringlingen zu schützen. Möglich ist das etwa durch den Einsatz von Kameras, Bewegungsmeldern oder Kontaktdrähten. Bei großen Flughäfen sei der Zaun aber bis zu 30 Kilometer lang, heißt es vom Flughafenverband ADV. "Ein 100-prozentiger Schutz gegen das Durchdringen ist damit unmöglich." (nfz/dpa/epd)

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