Berlin. Cannabis soll legalisiert werden. Darf man nach dem Konsum Auto fahren? Wie die aktuellen Regeln sind – und für wen Ausnahmen gelten.

Cannabis soll in Deutschland legalisiert werden, so will es die Bundesregierung. Künftig soll der Besitz von bis zu 25 Gramm legal sein. Auch der Konsum wird Entkriminalisiert. Weiterhin sollen jedoch strenge Regeln gelten – und die betreffen auch Autofahrerinnen und Autofahrer. Was geplant ist und wer sich auch nach dem Konsum von Cannabis ans Steuer setzen darf.

Cannabis im Straßenverkehr: So sind die Regeln aktuell

Grundsätzlich gilt: Bis zu einer möglichen Freigabe ist Cannabis in Deutschland illegal – egal ob am Steuer oder nicht. Das Besondere: Verboten ist explizit nicht der Konsum, sondern der Besitz, Erwerb und Anbau des Rauschmittels. Da dem Konsum aber zumindest der Besitz vorausgehen muss, machen sich Menschen, die kiffen, strafbar.

Allerdings kann bei einer geringen Menge von Cannabis – je nach Bundesland maximal 6 bis 15 Gramm – von der Strafverfolgung abgesehen werden. Passiert das nicht, sind Geld- und in Extremfällen Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren möglich.

Lesen Sie auch den Kommentar: Cannabis legalisieren – ohne Panik und zu viele Regeln

Für Autofahrerinnen und Autofahrer gilt: Derzeit gibt es keinen festgelegten Grenzwert, bis zu dem die Teilnahme am Straßenverkehr erlaubt ist. Vielmehr ergeben sich entsprechenden Werte aus der regelmäßigen Rechtsprechung, berichtet "Auto Motor Sport". So werde ab einem Wert von 1,0 Nanogramm THC (Tetrahydrocannabinol) im Blut in der Regel von einer Ordnungswidrigkeit ausgegangen. Dabei ist es unerheblich, ob der Fahrer oder die Fahrerin Ausfallerscheinungen zeigt.

Wird man erwischt, sind Geldstrafen bis zu 1500 Euro und der Entzug des Führerscheins möglich. Zurück gibt es die Fahrerlaubnis in der Regel erst nach einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU).

Verursacht man unter Cannabis-Einfluss einen Unfall, handelt es sich um eine Straftat. Dann erlischt in der Regel auch der Teil-/Vollkasko-Schutz der Versicherung.

Was gilt für Autofahrer nach der Cannabis-Legalisierung?

Noch ist nicht klar, welche Regeln nach der Cannabis-Legalisierung gelten sollen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat aber bereits angekündigt, klare Regeln und Grenzen festlegen zu wollen – ähnlich der Promille-Werte beim Alkohol. "Wir prüfen, wie die Grundlage für einen Grenzwert für Cannabis im Rahmen der Ordnungswidrigkeitenvorschrift des § 24a Straßenverkehrsgesetz auf wissenschaftlicher Basis ermittelt und geschaffen werden kann", sagte eine Sprecherin des Ministers gegenüber "Bild".

Ausarbeiten soll die Regeln eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Rechts-, Medizin- und Verkehrsexpertinnen und -experten.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ausnahme: Trotz medizinischem Cannabis ans Steuer

Bereits jetzt gibt es allerdings eine Ausnahme vom Cannabis-Verbot für Autofahrerinnen und Autofahrer: Wer medizinisches Cannabis dauerhaft zur Behandlung bestimmter Erkrankungen oder Symptome konsumiert, darf dennoch am Straßenverkehr teilnehmen. Voraussetzung dafür ist:

  • Die Einnahme muss indiziert und ärztlich verordnet sein sowie ärztlich überwacht sein.
  • Das Cannabis muss zuverlässig und nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden.
  • Die Symptomatik weist keine für den Verkehr relevanten Ausprägungen auf und Auswirkungen des Konsums auf die Leistungsfähigkeit sowie eine Einschränkung der Fahrsicherheit sind nicht zu erwarten.

Diese Sonderregelung wurde getroffen, weil Cannabis, das als Medikament eingenommen wird, anders wirkt als beim sogenannte Freizeitkonsum. "Die Konsumenten werden nicht high", erklärt Christiane Neubaur, Geschäftsführerin des Verbands der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA), im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der Grund dafür liegt in der Wirkung von Cannabis im Körper. Dort blockieren die darin enthaltenen Wirkstoffe, vor allem THC und CBD, bestimmte Rezeptoren, an die körpereigene Neurotransmitter dann nicht mehr andocken können. Das Ergebnis: Die Informationsweitergabe durch die Nerven wird verlangsamt.

Mehr dazu: Cannabis-Konsum – Diese Folgen hat Kiffen für Körper und Geist

"Bei Menschen, die zu Genusszwecken konsumieren, sind die Neurotransmitter in Balance. Cannabis führt dazu, dass sie sich unter anderem entspannt und müde fühlen", erklärt Neubaur. Bei einer medizinischen Behandlung, etwa von Schmerzpatienten, sei das Transmittersystem aber bereits aus dem Gleichgewicht und werde durch den Cannabis-Konsum erst wieder in die richtige Balance gebracht. "Daher muss man die medizinische Anwendung klar vom Freizeitkonsum abgrenzen."

Sie sind suchtkrank? Hier finden Sie Informationen und Hilfe