Washington. Staatsanwältin Fani Willis will Trump und 18 Komplizen ins Gefängnis bringen. Ein Gesetz aus den 1970er Jahren könnte ihr dabei helfen.

Ex-Präsident Donald Trump hat alles versucht, um sie vorzeitig aus dem Spiel zu nehmen. Die Ermittlungen sollte man ihr wegnehmen, forderte er schon vor Monaten – oder zumindest die Ergebnisse für nichtig erklären und den Fall schleunigst begraben, sagte er kürzlich. Georgias Bezirksstaatsanwältin Fani Willis hat all diese Attacken überstanden. Sie ist fest entschlossen, Trump hinter Gitter zu bringen.

Dass ihr das gelingen könnte, ist auch Robert McBurney vom Obersten Gerichtshof in Atlanta zu verdanken, der sich indirekt an die Seite der 52-Jährigen gestellt und die Störanträge der Trump-Anwälte verworfen hat. Das hat dazu beigetragen, dass die in Kalifornien geborene Juristin trotz hoher Anspannung souverän wirkte, als sie am späten Montagabend ihre Großanklage gegen den Ex-Präsidenten und 18 seiner Komplizen öffentlich machte.

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Wie Willis auf die Reporterfrage antwortete, ob Trump recht habe, wenn er von einer politisch getriebenen Hexenjagd spricht, zeigt, dass sich die geschiedene zweifache Mutter nicht vorführen lässt. „Ich treffe in diesem Büro Entscheidungen auf der Grundlage von Tatsachen und Gesetzen“, erklärte sie. „Das Gesetz ist vollkommen unparteiisch.” Trump kommt ihr trotzdem mit der Brechstange.

Staatsanwältin Willis – „furchtlos“ und „extrem akribisch“

Die bekennende Demokratin, die im Wahlkampf 2020 aktiv für Präsident Joe Biden geworben und gespendet hat, bezeichnete er als „rassistisch” – soll heißen, sie habe es auf Weiße abgesehen. Willis ließ die Attacke unpariert. Genau so hält sie es mit seinem Vorwurf, sie habe eine Affäre mit einem Gang-Mitglied gehabt, das bei ihr vor Gericht stand. Willis achtet peinlich genau darauf, dass nicht der Eindruck entsteht, der ehemalige Präsident erfahre eine Sonderbehandlung.

Fani Willis hat bereits über 100 Prozesse absolviert. Am späten Montagabend verlas sie die Anklage gegen Ex-US-Präsidenten Donald Trump und 18 seiner Komplizen.
Fani Willis hat bereits über 100 Prozesse absolviert. Am späten Montagabend verlas sie die Anklage gegen Ex-US-Präsidenten Donald Trump und 18 seiner Komplizen. © Getty Images via AFP | JOE RAEDLE

Von Kolleginnen und Kollegen in Atlanta wird Willis als „furchtlos” und „extrem akribisch” beschrieben. Vor „großen Namen” und „schwierigen Fällen” habe sie nie Angst gezeigt. Das mussten vor einigen Jahren mehr als 30 Lehrer erfahren, die sich auf dem Rücken der Schüler in Atlantas öffentlichen Schulen durch systematische Manipulation von Standardtests bereichert hatten.

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Willis nutzte bei der Anklage – wie auch jetzt im Fall Trump – das traditionell für Mafia-Mitglieder eingesetzte „Rico”-Gesetz (Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act) zur Verfolgung krimineller Vereinigungen. Willis hat ihre Wurzeln in Washington DC. Sie ist die Tochter eines Mitglieds der schwarzen „Black Panther”-Bewegung, die Gleichberechtigung von Afro-Amerikanern in den 1970er Jahren teilweise auch mit Gewalt durchsetzen wollte. In der Hauptstadt studierte Willis an der renommierten Howard-Universität.

Willis will Trump in sechs Monaten den Prozess machen

In Fulton County, einem der bevölkerungsreichen Landkreise Georgias mit der Metropole Atlanta im Zentrum, begann sie vor über 20 Jahren als Staatsanwältin. Sie hat mehr als 100 Prozesse geführt. 2020 kandidierte sie gegen den amtierenden Chef-Staatsanwalt Paul Howard und gewann mit riesigem Vorsprung. Willis hat sich den Ruf erworben, in entscheidenden Situationen blendend vorbereitet zu sein.

Juristische Insider waren verwundert, als sie erklärte, Trump und Co. bereits in einem halben Jahr den Prozess machen zu wollen. Die Begründung der Beobachter leuchtet ein. In einem anderen Fall von Organisierter Kriminalität, in dem es um Mitglieder der Rapper-Szene geht, läuft seit mehr als acht Monaten die komplizierte Geschworenen-Auswahl. Ein Prozessbeginn ist bislang nicht absehbar. Bei Trump und seinen Mitangeklagten könnte es noch länger dauern.