Berlin. Cell Broadcast, Sirenen, Warn-Apps: Heute fand erneut der bundesweite Warntag statt. Klappte der Probealarm dieses Mal reibungslos?

  • Am heutigen Donnerstag haben die deutschen Katastrophenschützer zum dritten Mal einen bundesweiten Warntag durchgeführt
  • Um etwa 11 Uhr sollten landesweit Sirenen ertönen, Handys schrillen und Radio- und Fernsehsender Alarm schlagen
  • Alles Wissenswerte über den Warntag und was die Katastrophenschützer aus den vergangenen Malen gelernt haben lesen Sie hier

Millionenfach schrillen Handys, Radio- und Fernsehsender schlagen Alarm, Sirenen heulen auf – und für einen kurzen Moment wird das Leben in ganz Deutschland unterbrochen: Das ist die Idee der Katastrophenschützer, die an diesem Donnerstag zum dritten Mal den bundesweiten Warntag durchgeführt haben. Punkt 11 Uhr sollten am 14. September die Probewarnungen über verschiedene Kanäle ausgespielt werden. Dazu zählen:

  • der Handy-Warnkanal Cell Broadcast
  • Warn-Apps wie Nina oder Katwarn
  • Warnungen in Radio und Fernsehen
  • Sirenen
  • 6600 digitale Informationstafeln in Städten
  • Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen

Eine Online-Umfrage des BBK soll nun helfen, herauszufinden, wie viele Menschen diesmal über welchen Warnkanal erreicht wurden. Um 11.45 Uhr sollte die Entwarnung folgen. Bei der Warnung über das Cell Broadcast System, über das eine Textnachricht an alle eingeschalteten modernen Handys mit aktueller Software verbreitet wird, ist keine Entwarnung vorgesehen.

Warntag am 14. September: Sirenen und Cell Broadcast im Fokus

Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sagte vorab: "Es wird laut." Der Warntag sei ein Stresstest für die Systeme. Beim jüngsten Warntag im vergangenen Dezember hatten neun von zehn Menschen in Deutschland auf dem einem oder anderen Weg eine Warnung erhalten.

Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz.
Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz. © Bernd von Jutrczenka/dpa/Archivbild

Besonderer Fokus der Katastrophenschützer lag in diesem Jahr auf den Sirenen. Von ihnen standen bundesweit 38.000 für den Probealarm zur Verfügung, so BBK-Präsident Tiesler. Ein vollständiges und aktuelles Bild von den in Deutschland aufgestellten funktionstüchtigen Sirenen werde es aber erst 2024 geben, fügte er hinzu. "Das bundesweite Sirenenkataster soll im Laufe des kommenden Jahres als Plattform mit tagesaktuellen Daten zur Verfügung stehen."

Die Zahl der funktionstüchtigen Sirenen ist mittlerweile höher als noch vor einigen Jahren. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte man die Geräte vielerorts für überflüssig gehalten. Wie viele Sirenen es genau gab vor fünf Jahren oder vor zehn Jahren, weiß niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Denn Katastrophenschutz ist Ländersache, und die bundesweite Übersicht wird erst jetzt erstellt.

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Cell Broadcast: Handy mit schrillem Ton – das sind die Voraussetzungen

Fast noch eindringlicher als das Sirenengeheul ist die Warnung per Cell Broadcast: Dabei erhält jeder Handynutzer, der sich in einem bestimmten Gebiet aufhält, eine von einem schrillen Geräusch angekündigte Textnachricht. Voraussetzungen dafür: Das Gerät muss angeschaltet sein, befindet sich nicht im Flugmodus befinden, ist nicht zu alt, und die notwendigen Updates wurden gemacht. Beim Warntag im vergangenen Jahr lag die Abdeckungsrate von Cell Broadcast bei rund 53 Prozent, wie das BBK unter Berufung auf eine eigene Umfrage berichtet.

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© picture alliance/dpa/dpa-infografik GmbH

Beim ersten bundesweiten Warntag 2020 war vieles schiefgegangen, weshalb der damalige BBK-Chef, Christoph Unger, damals seinen Posten räumen musste. Beim zweiten Test am 8. Dezember 2022 lief es besser. "Insgesamt können wir mit einer Quote von rund 90 Prozent über alle Warnkanäle zusammen schon ganz zufrieden sein", sagte Tiesler.

Der Leiter der Behörde, die sich früher oft dem Vorwurf ausgesetzt sah, sie würde mit ihren Aufrufen zum Selbstschutz Panik schüren, sieht die Bevölkerung heute besser aufgestellt, was die persönliche Vorsorge für Krisen und Katastrophen angeht. Im dpa-Interview sagte er: "Unsere Kampagnen und Ereignisse wie die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben dafür gesorgt, dass sich die Menschen stärker mit persönlichen Vorkehrungen für Krisen- und Katastrophenszenarien befassen." Dies könne das BBK aus den Ergebnissen einer Umfrage ablesen, die das in Bonn beheimatete Amt seit eineinhalb Jahren regelmäßig erstellen lässt. (bee/dpa/fmg)