Berlin. Der Nahverkehr insgesamt braucht deutlich mehr Geld. Aber das allein wird nicht reichen: Die Politik muss auch an die Strukturen gehen.

So schnell kann’s gehen. Vor nicht einmal einem halben Jahr feierten sich Bund, Länder und Verkehrsunternehmen für die Einführung des Deutschlandtickets. Für 49 Euro pro Monat den gesamten Nah- und Regionalverkehr von Flensburg bis Garmisch nutzen: Das war und ist wirklich ein gewaltiger Fortschritt in der Verkehrspolitik und gut fürs Klima obendrein.

Doch nun wird immer deutlicher, dass das Ticket nicht ausreichend finanziert ist. Die Verkehrsbranche rechnet mit einer Lücke von einer Milliarde Euro für 2024. Eine Nachschusspflicht für Bund und Länder besteht nicht. Wenn es schlecht läuft, könnte das Deutschlandticket schon bald wieder Geschichte sein.

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Thorsten Knuf, Politik-Korrespondent
Thorsten Knuf, Politik-Korrespondent © FUNKE Foto Services | Reto Klar

49-Euro-Ticket: Die Politik steht in der Pflicht

So weit darf es auf keinen Fall kommen. Die Politik hat ein erfolgreiches Angebot auf den Weg gebracht, das sie jetzt auch dauerhaft absichern muss. Bund und Länder stehen hier gemeinsam in der Verantwortung. Und nicht nur beim Deutschlandticket. Sondern auch, wenn es um die künftige Finanzierung des Nahverkehrs insgesamt geht. Der muss kräftig ausgebaut und modernisiert werden, und zwar gleichermaßen in den Städten wie auf dem Land. Das wird viel Geld kosten – viel mehr als die drei Milliarden Euro, die bislang pro Jahr für das Deutschlandticket bereitstehen.

Das heißt freilich nicht, dass in der Struktur des Nahverkehrs alles bleiben kann, wie es ist. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat schon Recht, wenn er darauf hinweist, dass es viel zu viele Verkehrsverbünde gibt und hier ein beträchtliches Einsparpotenzial besteht. Der Streit ums Geld zwischen Bund und Ländern wird noch eine Weile weitergehen. Doch selbst wenn er irgendwann gelöst sein wird, ist die Arbeit noch lange nicht getan.