Berlin. Im Roten Meer ist ein Containerschiff der Hapag-Lloyd angegriffen worden. Die Reederei reagiert – kommt es zu einem Marineeinsatz?

Seit Wochen häufen sich die Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer. Zuletzt traf es das Containerschiff „Al Jasrah“ der deutschen Hapag-Lloyd. Das Schiff sei bei dem Angriff in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti beschädigt worden, Verletzte habe es nicht gegeben, sagte ein Sprecher der Hamburger Reederei am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Tags zuvor entging die „Maersk Gibraltar“ nur beinahe einem Treffer.

Beide Reedereien reagierten inzwischen. Man habe man alle Maersk-Schiffe in dem Gebiet, die durch die Meerenge Bab al-Mandab fahren sollten, aufgerufen, ihre Fahrten bis auf Weiteres zu pausieren, erklärte der Konzern. Die Situation werde weiterhin genau verfolgt.

Von der Hapag-Lloyd hieß es am Freitagabend, die Reederei pausiere zunächst bis Montag den Schiffsverkehr durch das Rote Meer. „Dann entscheiden wir über die Zeit danach.“

Bereits am Donnerstag hatten die deutschen Reeder von Deutschland und der EU Schutzmaßnahmen gefordert. „Deutschland und die Europäische Union müssen die Lage sehr ernst nehmen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Martin Kröger, am Donnerstag in Hamburg. Es müsse sichergestellt werden, „dass die zivile Handelsschifffahrt und insbesondere die Seeleute auf unseren Handelsschiffen nicht in den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, den die Huthis als Grund für die Angriffe nennen, hineingezogen werden“.

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Angriffe bedrohen den freien Welthandel

Hinter den Angriffen stecken nach bisherigen Informationen jemenitische Huthi-Rebellen. Die Miliz bekannte sich zum Beschuss der „Maersk Gibraltar“. Auch die „Al Jasrah“ ist nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums von den Huthis angegriffen worden.

Die Attacken der mit dem Iran verbündeten Miliz bedrohen eine der Lebensadern der globalisierten Welt. An der jemenitischen Küste vorbei führt einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt vom und zum Suezkanal in Ägypten.

Dieser Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Rund 20.000 Schiffe passieren die Region pro Jahr.

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Grafik-Karte Nr. 106479, Hochformat 60 x 65 mm, "Angriff auf Öltanker im Roten Meer"; Grafik: Mühlenbruch/Brühl, Redaktion: Brühl © DPA Images | dpa-infografik GmbH

Bundeswehr prüft Optionen

Die Bundesregierung verurteilte den Angriff auf die „Al Jasrah“. Außenministerin Annalena Baerbock sprach von einer Attacke der Huthi-Rebellen. „Die Bundesregierung verurteilt alle Angriffe auf Schiffe, natürlich auch den Angriff auf das Schiff von Hapag-Lloyd auf Schärfste“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag bei einem Besuch des geschäftsführenden libanesischen Außenministers Abdallah Bou Habib in Berlin. „Die Angriffe der Huthis auf zivile Handelsschiffe im Roten Meer müssen sofort aufhören“, forderte sie.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte bei einem Besuch in Wunstorf bei Hannover: „Wir prüfen gerade die Anfrage und die Optionen, die es dazu gibt. Wir sind aber noch nicht am Ende der Prüfung.“

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte in Berlin, aus den USA sei vor einigen Tagen eine Anfrage an die Deutsche Marine gestellt worden, ob sie in der Lage sei, im Roten Meer zu unterstützen. „Ohne dass das konkret mit Forderungen hinterlegt war.“

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sprach sich am Samstag für eine mögliche Beteiligung der Deutschen Marine am Schutz des freien Seeverkehrs im Roten Meer aus. „Wir sollten unterstützen, dass die Marine zusammen mit internationalen Partner die Schiffe schützt“, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Die „Al Jasrah“ der Hapag-Lloyd
Die „Al Jasrah“ der Hapag-Lloyd © Hapag-Lloyd AG | Hapag-LLoyd AG

Deutscher Marineeinsatz im Roten Meer denkbar

Ob es am Ende zu einem Marineeinsatz kommt, ist derzeit noch offen. Die Deutsche Marine verfügt nach Informationen des „Spiegel“ nicht über Fähigkeiten zur Raketenabwehr. Die wären für einen effektiven Schutz des Handelsverkehrs in der Region aber nötig.

Dem „Spiegel“ zufolge sei ein flankierender Einsatz einer deutschen Fregatte innerhalb einer US-Mission aber denkbar. Die Gegenwart internationaler Kriegsschiffe könnte Angreifer bereits abschrecken. Für so einen Einsatz wäre aber ein Bundestagsmandat nötig. Dem Bericht zufolge sollen bereits kommende Woche Beratungen über das weitere Vorgehen stattfinden. (mit dpa)

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