Berlin. Im neuen Jahr steigt der CO₂-Preis fürs Heizen. Schornsteinfeger Julian Schwark erklärt, wie sich das auswirkt und wann es teuer wird.

  • Im vergangenen Jahr ging es in der politischen Debatte häufig um die Änderungen am Heizungsgesetz
  • Ist 2024 mit einem Ansturm auf neue Heizungen zu rechnen?
  • Ein Schornsteinfeger gibt seine Einschätzung zu dieser Frage ab und Verbrauchern einen Tipp, was sie jetzt unbedingt machen sollten

Julian Schwark ist Schornsteinfeger, Energieberater und Vorstandsmitglied beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. An dieser Stelle beantwortet er unserer Redaktion einmal die Woche die wichtigsten aktuellen Fragen rund ums Thema Heizen und Energie. In der ersten Folge erklärt Schwark, wie sich der höhere CO₂-Preis ab Januar auswirkt, welche Preisentwicklung er erwartet und was Verbraucher jetzt tun können, um beim Heizen zu sparen.

Herr Schwark, zum Jahreswechsel steigt der CO₂-Preis fürs Heizen auf 45 Euro pro Tonne. Welche Heizungen sind davon betroffen?

Julian Schwark: Im Wesentlichen sind das die Gas- und Ölheizungen. Wer mit Gas und Öl heizt, kauft seinen Brennstoff meist selbst und merkt die Preissteigerung sehr direkt. Auf Kunden von Fernwärme kann sich das indirekt auswirken, je nachdem, ob die Anbieter der Fernwärme Öl oder Gas nutzen und auch höhere Brennstoffpreise haben.

Wie teuer wird es denn ungefähr?

Schwark:45 Euro pro Tonne CO₂ sind noch nicht besonders einschneidend. Ein Beispiel: Ein CO₂-Preis von 100 Euro pro Tonne würde für Gas Mehrkosten von zwei Cent pro Kilowattstunde bedeuten, 45 Euro sind also weniger als ein Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden Gas im Jahr kommt man auf unter 180 Euro. Marktpreisschwankungen sind da deutlich spürbarer.

Bei Öl wird es schon teurer. Wenn derselbe Drei-Personen-Haushalt 1800 Liter Heizöl im Jahr braucht, werden ab 2024 etwa 260 Euro für den CO₂-Preis fällig. Das liegt daran, dass Öl klimaschädlicher ist, da fällt etwa ein Drittel mehr CO₂ an.

Welchen Anteil am Gas- und Ölpreis für Verbraucher macht die CO₂-Abgabe aus?

Schwark: Bis jetzt macht der CO₂-Preis nur einen kleinen Teil der Energiekosten aus. Aber das wird sich wahrscheinlich ändern. Bis 2026 steigt der Preis auf 65 Euro pro Tonne, das ist politisch festgelegt. Und dann kommt ein Emissionshandelssystem auch für den Gebäudebereich, ab 2027 entscheidet sich der Preis also am Markt. Es ist unwahrscheinlich, dass es damit günstiger wird. Im Gegenteil: Es gibt Analysen, die davon ausgehen, dass wir perspektivisch bei 200 Euro pro Tonne landen. Das merkt man dann schon. Und so ist es ja auch gedacht. Der CO₂-Preis soll dazu führen, dass der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral wird.

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Worauf müssen sich Mieterinnen und Mieter einstellen?

Schwark: Für Mieterinnen und Mieter haben wir das CO₂-Kostenaufteilungsgesetz. Das greift bei der nächsten Nebenkostenabrechnung das erste Mal. Die Kosten des CO₂-Preises werden verteilt auf Mieter und Vermieter, und die genaue Aufteilung hängt davon ab, wie gut das Gebäude gedämmt ist. Bei einem sehr gut sanierten Gebäude zahlt der Vermieter praktisch gar nichts vom CO₂-Preis, weil er in der Vergangenheit viel investiert hat. Bei einem sehr schlechten Gebäude gilt es genau umgekehrt, da zahlt der Vermieter fast alles. Das geht nach Kilogramm CO₂ pro Quadratmeter, es gibt mehrere Stufen.

Was können Menschen schnell und unkompliziert tun, um ihren Energiebedarf und damit die Kosten zu senken?

Schwark: Die Heizung richtig einstellen. Denn wenn die falsch eingestellt ist, verbraucht man unnötig viel Gas oder Öl. Wer technisch versiert ist oder Spaß daran hat, sich in solche Sachen reinzufuchsen, kann das selbst machen. Man kann es aber auch vom Fachmann machen lassen. Viele haben das schon gemacht, als die Gaskrise kam, aber wer es noch nicht gemacht hat: Jetzt wäre ein guter Moment.

Und langfristig?

Schwark: Es lohnt sich, das Ziel im Auge zu behalten. 2045 soll niemand mehr fossil heizen. Das ist nicht mehr so weit weg. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich als Erstes um sein Gebäude kümmern. Das ist im Zweifel klüger, als eine neue Heizung einzubauen, wenn die alte noch funktioniert. Und der allererste Schritt sollte immer eine Beratung sein.

2023 war das Jahr, in dem sich viele Leute zum ersten Mal intensiv mit der Zukunft ihrer Heizung beschäftigt haben. Wird 2024 das Jahr des großen Heizungsumbaus?

Schwark: Ich glaube nicht, dass das Jahr des Heizungstauschs wird. Momentan ist der Markt sehr gehemmt, durch die Diskussion um den Bundeshaushalt und die Frage, was das für die Förderung heißt. Jetzt gerade werden sehr wenig Investitionsentscheidungen getroffen. Wir warten jetzt alle gespannt, wie die Fördersystematik 2024 wirklich aussieht. Das wird der entscheidende Faktor dafür sein, ob der Austausch Fahrt aufnimmt.