Berlin. Im Berliner Dom nehmen Familie, Freunde und Wegbegleiter Abschied von dem CDU-Politiker. Als seine Tochter spricht, wird es emotional.

Bring Frieden in unser Herz: Ein besseres Gebet könnte es in diesen Zeiten des Krieges kaum geben. Es war die Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Kirsten Fehrs, die es beim Gedenkgottesdienst für den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble im Berliner Dom aussprach.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender mit Ingeborg Schäuble (m), während des Gedenkgottesdienstes anlässlich des Trauerstaatsaktes für Wolfgang Schäuble in den Berliner Dom.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender mit Ingeborg Schäuble (m), während des Gedenkgottesdienstes anlässlich des Trauerstaatsaktes für Wolfgang Schäuble in den Berliner Dom. © dpa | Annegret Hilse

Neben der Familie von Wolfgang Schäuble, seiner Frau Ingeborg und den Kindern, versammelten sich die Spitzen von Staat und Gesellschaft: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Kathrin Göring-Eckardt und der frühere Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche, Wolfgang Huber. Auch Altkanzlerin Angela Merkel fand den Weg in den Berliner Dom, außerdem die früheren Bundespräsidenten Horst Köhler und Christian Wulff, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Norbert Lammert (beide CDU).

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Die Bischöfin würdigte in ihrer Predigt Schäubles „starken Charakter“ – und vor allem seine Ausdauer und Hartnäckigkeit, wenn es darum ging, die Welt zwischen Ost und West zu verbinden, zwischen Deutschland und Frankreich. „51 Jahre politischer Beziehungsfleiß über 14 Legislaturperioden hinweg“, so fasste sie seine politische Karriere zusammen. Und kam dann zum Schluss: „Er war ein imponierender Anti-Populist“.

Juliane Schäuble sprach zusammen mit Rudolf Seiters die Fürbitten

ParteiChristlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
Gründung26. Juni 1945
IdeologieChristdemokratie, Konservatismus, Liberalismus, Europäische Integration
VorsitzenderFriedrich Merz (Stand: Dezember 2023)
Fraktionsstärke152 Abgeordnete im Bundestag (Stand: Dezember 2023)
Bekannte MitgliederAngela Merkel, Ursula von der Leyen, Jens Spahn

Tochter Juliane Schäuble wechselte sich bei den Fürbitten mit Rudolf Seiters ab. Der 86-jährige -Politiker gehört zu den Wegbegleitern Schäubles. 30 Jahre lang saß der frühere Innenminister und Bundestags-Vizepräsident zusammen mit dem Verstorbenen im Bundestag. Beide fanden Worte zum Frieden, der Bewahrung der Schöpfung, einer Lösung des Israel-Konflikts.

Emmanuel Macron gibt Ingeborg Schäuble beim Trauerstaatsakt einen Handkuss.
Emmanuel Macron gibt Ingeborg Schäuble beim Trauerstaatsakt einen Handkuss. © DPA Images | Michael Kappeler

Der frühere Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Wolgang Huber erinnerte an die Bodenständigkeit – gleichzeitig war er „ein Intellektueller“, sagte er. Wie ein roter Faden zog sich durch den Gottesdienst die Erinnerung an Schäubles Bemühen um Interreligiösität. In dieser Konsequenz würdigten ihn auch die Vertreter der drei großen Religionen, die das House of One gegründet hatten: dem Gotteshaus für Christentum, Judentum und Islam in Berlin.

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Schäuble hatte im Jahr 2021 beim Festakt der Grundsteinlegung das Grußwort gesprochen. Nun sprachen der Imam Kadir Sanci, der Historiker und Rabbi und Historiker Andreas Nachama und Pfarrer Gregor Hohberg. Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Er wurde in seiner Heimatstadt Offenburg beigesetzt. Der Politiker war in seiner langen politischen Karriere Kanzleramtschef, Bundesinnen- und Finanzminister, CDU-Vorsitzender und Bundestagspräsident gewesen.

Bischöfin Kirsten Fehrs, EKD-Ratsvorsitzende, predigt während des Gedenkgottesdienstes anlässlich des Trauerstaatsaktes für Wolfgang Schäuble im Berliner Dom.
Bischöfin Kirsten Fehrs, EKD-Ratsvorsitzende, predigt während des Gedenkgottesdienstes anlässlich des Trauerstaatsaktes für Wolfgang Schäuble im Berliner Dom. © dpa | Sebastian Gollnow

Zuletzt war er einfacher Abgeordneter im Bundestag, dem er 51 Jahre lang angehörte – so lange wie kein anderer Abgeordneter in der deutschen Parlamentsgeschichte. Nach dem Gottesdienst sollte im Plenarsaal des Bundestags ein Trauerstaatsakt stattfinden, bei dem auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron eine Rede halten wollte.