Berlin. In einem Staatsakt verneigen sich heute in Berlin ein letztes Mal Politik und Gesellschaft vor Wolfgang Schäuble. Ein Gast überrascht.

Der Tod des früheren Parlamentspräsidenten Wolfgang Schäuble lässt die deutsche Politik innehalten. Im Bundestag verneigen sich heute in einem Staatsakt schätzungsweise 1500 Gäste vor der Lebensleistung des CDU-Politikers, der am 26. Dezember im Alter von 81 Jahren verstorben war.

Wie schon bei der Beerdigung in Schäubles Heimatstadt Offenburg wird der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz an seinen langjährigen Mentor erinnern. Aber die Trauerrede hält ein ausländischer Staatsmann: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

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Das ist eine außergewöhnliche Geste, ausgesprochen selten, zumal bei einem Politiker, der weder Bundeskanzler noch Bundespräsident gewesen ist. Beim Staatsakt für den langjährigen Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Jahr 2016 sprach der frühere US-Außenminister James Baker, ein Weggefährte. Ein Jahr zuvor leistete ebenfalls ein Amerikaner beim Gedenken an den verstorbenen Kanzler Helmut Schmidt den letzten Freundschaftsdienst: der legendäre US-Außenminister Henry Kissinger, der im November 2023 im Alter von 100 Jahren gestorben ist.

Staatsakt für Schäuble heute: Merkel auf der Tribüne – TV-Übertragung

In der Zeitung „Das Parlament“ sagte der frühere CDU-Fraktionschef Volker Kauder, dass der französische Staatspräsident komme, sei schon eine „außergewöhnliche Würdigung“, aber „angemessen“. Schon in frühester politischer Tätigkeit habe Schäuble sich für die deutsch-französische Zusammenarbeit eingesetzt: „Das war ihm ein Herzensanliegen.

Bei der Beerdigung und Trauerfeier in Baden-Württemberg hatte die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel noch gefehlt. Für den Staatsakt hat sie sich angesagt. Wie man hört, will sie beim ZDF Rede und Antwort stehen. Neben den Nachrichtensendern überträgt das Zweite die Zeremonie live und in voller Länge, moderiert von Bettina Schausten. Um 15 Uhr soll der Staatsakt beginnen, das ZDF startet seine Übertragung um 14.45 Uhr.

Steinmeier ordnete den Staatsakt an

Los geht es um 13 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst im Berliner Dom. Schäuble war Protestant, aber nach eigenen Worten „nicht besonders fromm“. Der Gang zur evangelischen Kirche gehörte für ihn seit der Kindheit zur Heimat dazu, wie er einmal der „Süddeutschen Zeitung“ erzählte.

Der Gedenkgottesdienst wird von Domprediger Stefan Scholpp mit dem katholischen Prälaten Karl Jüsten und Vertretern anderer Religionen gemeinsam gestaltet. Die Predigt hält die kommissarische Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs. Als Trauerredner spricht ein Theologe, der Schäuble seit Jahrzehnten kennt: der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber.

Kein Zufall ist auch, wer im Dom wie im Parlament für die musikalische Begleitung entscheidend beitragen wird: das West-Eastern Divan Orchestra, das zum einen zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern besteht, also für eine Versöhnung steht, die auch Schäuble wichtig war. Zum anderen geht das Orchester auf einen Mann zurück, den Schäuble ebenfalls schätzte: den Dirigenten Daniel Barenboim. Mit ihm hat Schäuble einmal im Berliner Ensemble über die „Kunst des Führens“ diskutiert.

Alle Verfassungsorgane erweisen Schäuble die Ehre

Den Staatsakt hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angeordnet, der ebenso reden wird wie Merz und Hausherrin Bärbel Bas (SPD). Der Zeremonie folgt am Nachmittag ein Empfang im Bundestag, der allerdings nicht öffentlich ist.

Während Merkel wie jeder andere Gast einen Platz auf der Tribüne einnehmen soll, ist die erste Reihe im Hohen Haus einer ausgewählten Gruppe um die Witwe Ingeborg Schäuble vorbehalten: Macron, Steinmeier und Bas natürlich, ferner Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die den Bundesrat repräsentiert, sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth. Auf der Tribüne werden neben Merkel zahlreiche Gäste erwartet, darunter die früheren Bundespräsidenten Horst Köhler (2004–2010), Christian Wulff (2010–2012) und Joachim Gauck (2012–2017).

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