Berlin. Laut Polizeistatistik wächst die Gewalt, die Politik fordert schärfere Gesetze. Dabei hätte etwas anderes viel mehr Chancen auf Erfolg.

Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik zeigt vor allem das, was Menschen bei der Polizei anzeigen. Kriminalität ist das, was wir messen: das sogenannte „Hellfeld“ der Verbrechen. Das „Dunkelfeld“ bleibt im Verborgenen. Aktuell messen wir vor allem eine wachsende Gewalt unter jungen Menschen – gerade auch bei nicht-deutschen Tätern.

Wenn nun Bundesinnenministerin Nancy Faeser die aktuellen Zahlen zum polizeilich registrierten kriminellen Geschehen vorträgt, ist entsprechend Vorsicht geboten: Achtung, politischer Missbrauch der Statistik! Und doch dürfen wir die Ergebnisse nicht einfach wegwischen, nicht ignorieren, weil sie womöglich verfälscht sind.

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Zum einen: Wir haben nun einmal diese Statistiken als Debatten-Grundlage. Zum anderen: Andere Forschung bekräftigt besorgniserregende Trends. Noch wichtiger als die Kritik an den Statistiken ist also die richtige Antwort auf kriminelles Verhalten. Leider fallen der Politik aber die immer gleichen Plattitüden ein: härtere Strafen, schärfere Gesetze.

Kriminalität: Paragrafen schrecken Täter nicht ab

Dabei ist längst klar: Paragrafen schrecken Täter nicht ab. Was dagegen wirkt: Kontrolle. Wer das Gefühl hat, er könnte entdeckt werden, der schreitet lieber nicht zur Tat. Verschärft die Politik ein Gesetz, muss sie gleichzeitig dafür sorgen, dass die Polizei vor Ort es auch durchsetzen kann.

Christian Unger ist Politikredakteur in der FUNKE Zentralredaktion.
Christian Unger ist Politikredakteur in der FUNKE Zentralredaktion. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Der wichtigste Hebel gegen Kriminalität aber ist: Bildung. Die Täter müssen wissen, was für Auswirkungen eine Haft auf ihr Leben haben wird. Sie müssen vor allem nachempfinden, welche Folgen Gewalt für Betroffene hat. Zugleich müssen Opfer wissen, an wen sie sich wenden können, wenn ihnen Kriminelle Leid zufügen. Wer hier mehr aufklärt, erreicht mehr als jedes Krakeele nach der „Härte der Justiz“.