Erfurt. Der Thüringer Beamtenbund kritisiert die rot-rot-grüne Regierung dafür, dass sie es bis heute versäumt habe, Technik für die Arbeit im Homeoffice zur Verfügung zu stellen.

Der Thüringer Beamtenbund (TBB) wirft der rot-rot-grünen Minderheitskoalition Fehler beim Homeoffice in der Verwaltung während der Corona-Pandemie vor. „Die Landesregierung hat es versäumt, zeitig genug die entsprechende Technik zur Verfügung zu stellen. Man hätte viel schneller agieren müssen. Andere Bundesländer haben gezeigt, dass das geht“, sagte der TBB-Landesvorsitzende Frank Schönborn dieser Zeitung. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie lesen Sie in unserem Blog

Zuvor hatten sich am Dienstagabend Bund und Länder darauf verständigt, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice überall dort wo es die Tätigkeiten zulassen ermöglichen müssen.

Vor allem in den Landesbehörden gebe es oft aber laut Schönborn so gut wie keine Ausstattung, um von zu Hause aus richtig arbeiten zu können. In seiner Behörde beispielsweise, dem Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation mit 70 Bediensteten, stünden lediglich sechs Laptops zur Verfügung. „Da können Sie sich vorstellen, wie viele Leute im Homeoffice arbeiten“, so der TBB-Landesvorsitzende. Insgesamt schätzt er die Quote im nachgeordneten Bereich der Landesverwaltung auf zehn bis 30 Prozent. Und das sei optimistisch gerechnet.

Außerdem gibt es in einigen Behörden die Pflicht, von vor Ort aus zu arbeiten, so Schönborn weiter und ergänzt: „Sie werden nicht wenige Vorgesetzte finden, die nach wie vor die Präsenzkultur pflegen."

Erschwerend komme hinzu, dass Beamte ihre Kinder nicht in die Notbetreuung schicken sollen. Deshalb bekommen sie nun keine entsprechende Bescheinigung vom Arbeitgeber, selbst wenn sie im Büro von vor Ort aus arbeiten müssten. Sich dann aber noch zusätzlich um den eigenen Nachwuchs im Haus kümmern zu müssen, funktioniere nicht, so Schönborn.

Eine Umfrage dieser Zeitung hatte in der vergangenen Woche ergeben, dass ein Großteil der Landesregierung von zu Hause aus arbeitet. Allerdings sei die Spannbreite groß. Die wenigsten Mitarbeiter im Homeoffice gibt es zum Beispiel im Finanzministerium, die meisten im Infrastruktur- und Wirtschaftsministerium. Hier liege die Quote bei nahezu 90 Prozent. Im Finanz- und im Innenministerium könne etwa nur die Hälfte der Bediensteten von zu Hause aus arbeiten. In den nachgeordneten Behörden, etwa den Landesämtern, seien die technischen Voraussetzungen im Durchschnitt oft schlechter.