Erfurt. In Thüringen fällt eine Menge Unterricht aus. Seiteneinsteiger ohne Lehramtsstudium spielen nun eine immer größere Rolle. Ihre Zahl steigt – ihre Qualifizierung und Unterstützung soll besser werden.

Als Reaktion auf den Lehrermangel kommen in Thüringen immer mehr Seiteneinsteiger in die Schulen. Im Schuljahr 2021/22 sei fast jeder vierte neu eingestellte Lehrer ein Seiteneinsteiger ohne abgeschlossenes pädagogisches Studium gewesen, sagte Bildungsstaatssekretär Winfried Speitkamp am Donnerstag im Landtag in Erfurt: Von 1021 neuen Lehrern waren es 240. Die oppositionelle CDU-Fraktion legte dem Parlament einen Antrag vor, in dem sie unter anderem verbindliche Standards für die Qualifizierung und Zulassung von Seiteneinsteigern verlangte.

Seine Fraktion plädiere unter anderem für eine dreimonatige Einstiegsfortbildung, bevor Quereinsteiger zum ersten Mal vor einer Klasse stehen sollten, sagte der Bildungspolitiker der CDU, Christian Tischner. „Ein vierwöchiger Schnellkurs ist eindeutig zu wenig.“

Zudem schlage seine Fraktion mehr schulpraktische Übungen mit erfahrenen Lehrern vor. Dabei könnten auch pensionierte Lehrer Unterstützung geben. Zudem sollten Seiteneinsteiger stets einen Mentor an die Seite bekommen. Geprüft werden sollten spezielle Lehramts-Masterstudiengänge an den Hochschulen für Menschen, die als Lehrer arbeiten wollen, aber eine andere Ausbildung oder anderen Studienabschluss haben.

Einstellungspraxis für Thüringer Lehrer soll reformiert werden

Eine Reihe der Vorschläge der CDU wurden von Abgeordneten anderer Fraktionen, auch der rot-rot-grünen Minderheitskoalition unterstützt. Die Einstellungspraxis in den Schuldienst müsse reformiert werden, sagte der SPD-Abgeordnete Thomas Hartung. „Wir müssen da einiges tun.“

Über einen Masterstudiengang für Quereinsteiger sei zu reden, äußerte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich. „Über weitere Weiterbildungsangebote an den Hochschulen können wir gern in den Ausschüssen für Bildung und Wissenschaft beraten.“

Diskutiert wurde im Landtag auch über die Kosten für eine bessere Ausbildung unter anderem durch längere Intensivkurse für Neueinsteiger. Der CDU-Abgeordnete Tischner sagte dazu: „Bei 80 Millionen Euro, die das Bildungsministerium jährlich übrig hat, müsste das doch drin sein.“ Das Land könne nicht auf die nötige Zahl klassisch ausgebildeter Lehrer hoffen. Tischner verlangte auch eine bessere Willkommenskultur für Seiteneinsteiger - auch durch die Schulämter.

Der AfD-Abgeordnete Denny Jankowski verwies auf ein Durchschnittsalter der Thüringer Lehrer von etwa 50 Jahren. Trotz des Bedarfs sprach er sich gegen Seiteneinsteiger an Grundschulen aus - dort sei mehr Didaktik als in den oberen Klassenstufen gefordert.

Der CDU-Antrag wird weiter in den Landtagsausschüssen beraten. Bildungsstaatssekretär Speitkamp verwies darauf, dass neue Ausbildungsmodelle mit den Hochschulen diskutiert würden. Seiteneinsteiger hätten einen Anspruch auf eine gute Ausbildung - die Studienkurse in Thüringen würden verbessert.

Fehlende Lehrer machen den Thüringer Schulen seit Jahren zu schaffen. Während einer Erhebung in einer Woche im Herbst 2022 war etwa jede zehnte Unterrichtsstunde ausgefallen. Seit dem Schuljahr 2017/18 gibt es die Möglichkeit für einen Quereinstieg in den Lehrerberuf in Thüringen. Damals waren es laut Bildungsministerium 30 Kandidaten.

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