Erfurt. Forstministerin Keller berichtet im Kabinett über die aktuelle Lage in Thüringens Wäldern. Deutliche Kritik erhielt sie von der Opposition – aber auch vom Koalitionspartner SPD.

Als „alles andere als erfreulich“ hat Forstministerin Birgit Keller (Linke) die Aussichten für die Wälder in Thüringen bezeichnet. Im ersten Quartal dieses Jahres seien 140.000 Festmeter Holz vom Borkenkäfer befallen worden, sagte sie dieser Zeitung. In normalen Jahren liegt diese Zahl bei etwa 3.000 Festmetern. „Wir stehen vor einer dramatischen Situation, die ein aktives und schnelles Handeln erfordert“, erklärte sie.

Keller berichtete am Dienstag im Landeskabinett über die Lage. Bereits vor einigen Tagen hatte sie vor „der größten Borkenkäferplage seit den 1940er- Jahren“ gewarnt. Es seien 1,1 Millionen Festmeter Sturm- und Schadholz zu verzeichnen und etwa 8000 Hektar Waldflächen geschädigt. Allein bei der Fichte habe man insgesamt 840.000 Festmeter Borkenkäferholz festgestellt.

Die Ministerin sprach am Dienstag davon, dass nach wie vor „ein erhebliches Niederschlagsdefizit“ bestehe. Deshalb sei mit einer fortgesetzten Massenvermehrung des Borkenkäfers zu rechnen, wobei vieles von der künftigen Witterung abhänge.

Laut Keller hat das Land im vergangenen Jahr insgesamt 2,3 Millionen Euro für die Aufarbeitung der Schäden ausgezahlt. Für dieses Jahr stünden 4,4 Millionen Euro bereit. „Nach meiner Einschätzung wird das aber nicht ausreichen“, sagte die Linke-Politikerin. Angesichts der „dringlichen Lage“ unterstütze die Landesregierung Forderungen an den Bund, mehr Gelder zur Verfügung zu stellen, um Extremwetterlagen zu bewältigen. An einer eigenen neuen Förderrichtlinie des Landes werde „mit Hochdruck“ gearbeitet.

Deutliche Kritik an Keller kam hingegen von der oppositionellen CDU. „Die Forstministerin darf darüber nicht länger nur reden, sondern muss endlich handeln“, sagte Landtagsfraktionsvize Egon Primas nach einer Exkursion des Forstausschusses in Waldgebiete rund um Wasungen und Schleiz.

Der Abgeordnete forderte die rot-rot-grüne Koalition auf, einem Antrag seiner Fraktion zuzustimmen. Darin werde die Landesregierung aufgefordert, die finanzielle und personelle Ausstattung des Landesforstbetriebs zu verbessern und unverzüglich ein Investitionsprogramm zur kurzfristigen Schadensbeseitigung für alle Waldbesitzarten aufzulegen.

Primas schilderte die Folgen der Dürre 2018 und des Sturms „Friederike“ so: „Ein Großteil der Anpflanzungen und Kulturen in den Wäldern ist vertrocknet und durch Schädlinge befallen. Die Ausbreitung des Borkenkäfers ist so hoch wie zuletzt vor mehr als 70 Jahren“.

Auch die Koalitionsfraktion SPD erhöhte den Druck auf Keller. Seit dem Start des Landesprogramms Waldumbau vor acht Jahren wurden laut Becker erst rund 5000 Hektar Wald umgebaut. „Machen wir in diesem Tempo weiter, ist das Landesprogramm erst im Jahr 2371 umgesetzt“, sagte die Abgeordnete.