Lange Zeit konnten die Handys der Firma Encrochat nicht von der Polizei abgehört werden und waren deshalb vor allem unter Kriminellen beliebt. Das hat sich inzwischen geändert.

Beim Thüringer Landeskriminalamt (LKA) laufen etwa 50 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit sogenannten Krypto-Handys. Hintergrund sind Daten aus den geknackten Chats des ehemaligen Anbieters Encrochat, die den Ermittlern Einblicke in die Organisierte Kriminalität gewährten. Das LKA habe diese Daten im vergangenen Sommer aus den Beständen französischer Behörden erhalten, berichtet der MDR.

Den französischen Ermittlern war es gelungen, an die Daten der Krypto-Handys zu gelangen und somit wichtige Informationen über das Vorgehen der Organisierten Kriminalität zu erhalten. Encro-Chat gilt gemeinhin als das "WhatsApp für Kriminelle". Auch an deutsche Behörden wurden Daten im Rahmen der Rechtshilfe weitergegeben.

Man habe jetzt ein klareres Bild von der Lage in Thüringen, sagte LKA-Vizepräsident Heiko Schmidt dem MDR. "Welche Täter bewaffnet sind, mit welcher Brutalität zum Teil der Rauschgifthandel mittlerweile organisiert wird - das hat, glaube ich, alle deutschen Polizeibehörden überrascht."

Ein großer Teil der Personen, denen die Thüringer Polizei über die Chat-Protokolle auf die Schliche kam, war den Ermittlern bereits bekannt. Einige Verdächtige tauchten aber zum ersten Mal im Zusammenhang mit Drogenschmuggel- und handel auf.

Vermögenswerte im Millionenbereich eingefroren

Dabei ging es laut MDR um Geschäfte mit Hunderten Kilogramm verschiedener Drogen, wie Crystal Meth, Marihuana oder Kokain, die beispielsweise im Großraum Erfurt in Umlauf gebracht werden sollten. Bei mehreren Übergaben seien jeweils Summen über 100.000 Euro in bar geflossen.

Bei einer Razzia Anfang Mai in Erfurt seien demnach Bargeld, Luxusautos und andere Vermögenswerte in Höhe von mehreren Millionen Euro eingefroren worden. Einer der Verdächtigen sei an mindestens zwei Firmen beteiligt, die offenbar zur Geldwäsche der Drogengewinne genutzt wurden.

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