Erfurt. Knapp 1500 geflüchtete Menschen kamen im ersten Halbjahr nach Thüringen. Die Zahl der Abschiebungen bleibt niedrig.

In Thüringen wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres 1466 Flüchtlinge aufgenommen. Das waren fast doppelt so viele wie im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres, als 801 Menschen einreisten. Damit ist fast wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht.

Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) führt die Steigerung auf die Lockerung der Infektionsschutzmaßnahmen in Europa und an den Grenzen zurück. Es müsse fortan „mit ähnlichen Zugangszahlen wie vor Pandemiebeginn gerechnet werden“, teilte er dieser Zeitung auf Anfrage mit. Angesichts der weiterhin instabilen geopolitischen Lage – wie zum Beispiel in Syrien, Afghanistan oder der Türkei – gehe er nicht davon aus, „dass die Migrationsbewegungen in naher Zukunft deutlich abnehmen“ würden.

Thüringen nahm Geflüchtete aus griechischen Lagern auf

Thüringen hatte im Rahmen von zwei Bundesprogrammen seit vergangenem Sommer zusätzlich 177 Geflüchtete aus griechischen Lagern aufgenommen. Ein eigenes Landesprogramm, das die Einreise von zusätzlich 500 Menschen aus Griechenland vorsieht, wird bisher von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) blockiert.

Zahl der Abschiebungen bleibt niedrig

Im Gegensatz zur höheren Einreise bleibt die Zahl der Abschiebungen niedrig. So müssten bis Ende Mai 82 Migranten Thüringen per Zwang verlassen, was in etwa der Zahl in der ersten Vorjahreshälfte entspricht. 243 geplante Abschiebungen mussten von Behörden oder Polizei abgebrochen werden. Adams fordert wie seine grüne Landespartei ein Abschiebestopp für Migranten aus Afghanistan.

Theoretisch 4833 Menschen ausreisepflichtig

Nach Auskunft des Migrationsministeriums leben aktuell knapp 22.000 anerkannte Flüchtlinge in Thüringen. 4833 Menschen sind theoretisch ausreisepflichtig. Aber davon wird die große Mehrheit (4253) geduldet.

Minister Adams erneuerte seine Forderung nach einem Landesamt für Migration. Er halte an seinem Plan fest und stehe deshalb mit den zuständigen Kabinettskollegen in Kontakt, sagte er.