Während Kleingärten in größeren Städten nur mit Warteliste zu bekommen sind, stehen im ländlichen Raum Parzellen leer. Probleme bereiten oft die Kosten des Rückbaus.

Das eigene Obst und Gemüse ziehen und entspannte Sommerabende im Grünen genießen: Besonders für Stadtbewohner ist eine Parzelle im Schrebergarten immer noch eine günstige Möglichkeit, sich den Traum vom eigenen Garten zu erfüllen. Während ein Kleingarten in den größeren Städten oft nur über Wartelisten zu bekommen ist, haben die Vereine in ländlicheren Regionen teils mit Leerstand zu kämpfen, erklärte der Präsident des Landesverbands Thüringen der Gartenfreunde, Wolfgang Preuß.

Etwa sieben Prozent der Gärten stehen nach Angaben des Verbands derzeit leer. Das seien zwar deutlich weniger als etwa im Nachbarland Sachsen-Anhalt, dennoch sorgten die ungenutzten Flächen für Probleme, sagte Preuß. Besitzer, die etwa aus Altersgründen ihren Garten abgeben müssten, seien im Ernstfall mit den Kosten eines möglichen Rückbaus konfrontiert, sagte er.

Wertermittlung als sichere Basis

Die Vereine befänden sich oft in der Zwickmühle zwischen Verkäufer und Interessenten. "Wir würden uns für solche Fälle ein ähnliches Modell wie für den Stadtumbau Ost wünschen, bei dem Rückbau-Kosten von staatlicher Seite übernommen wurden." Leider sei das Interesse an dem Thema in der Politik nicht sehr hoch, sagte der Verbandschef.

Gartenbesitzern und Interessenten rät Preuß grundsätzlich, das Instrument der Wertermittlung aktiver zu nutzen: Diese muss in Thüringen bei jeder Übernahme eines Gartens laut Kleingartengesetz stattfinden. In der Praxis versuchten einzelne Verpächter immer wieder, diese Vorgabe zu umgehen. Ein Fehler, sagte Preuß: "Eine Wertermittlung ist juristisch rechtskräftig." Im Falle von Rechtsstreitigkeiten hätten beide Seiten eine sichere Basis für Verhandlungen.

Die Höhe der ermittelten Werte sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen - wie stark, sei einzelfallabhängig und könne nicht genau beziffert werden. Einen Hinweis lieferten aber die Grundversicherungen für Kleingärten: Während in den Verträgen eine Standard-Deckungssumme von 10.000 Euro in den vergangenen Jahren völlig ausgereicht habe, rät der Verband mittlerweile zum Abschluss höherer Deckungssummen.

Was die Wertermittler selbst angeht, wünscht sich der Verband mehr ehrenamtliches Engagement: Derzeit gebe es pro Kreisverband einen Wertermittler, sagte Preuß. Auf dem Land sei das ausreichend, in den großen Städten zu wenig.

Weniger Mitglieder in Kleingartenvereinen

Indes bekommen auch die Kleingartenvereine den demografischen Wandel zu spüren: Während es 1990 in Thüringen noch 74.000 Mitglieder gab, sank diese Zahl auf aktuell rund 62.000. Die bearbeitete Fläche verringerte sich dem Verband zufolge von rund 3300 Hektar 1990 auf aktuell rund 2600 Hektar.

Dennoch blicken die Kleingärtner positiv in die Zukunft: Mit der zunehmenden Wertschätzung von regionalen Produkten steige auch das Interesse am Eigenanbau - immer mehr junge Familien entdeckten den Kleingarten als geschützten Raum für Kinder und als Anbaufläche für unbehandeltes Gemüse.

Grundsätzlich seien in Sachen Attraktivität auch die Vereine gefordert, sagt der Vorsitzende des Kleingartenvereins Eller in Sonneberg, Steffen Lohse. Sein Verein belegte im vergangenen Jahr beim Bundeswettbewerb Deutscher Gartenfreunde den zweiten Platz. Ein Schaugarten, ein Feuchtbiotop oder das Angebot eines MINT-Lernorts in seinem Verein hätten viel zur Nachfrage beigetragen. Hoch im Kurs stünden auch Gemeinschaftsangebote wie Wandertage, Vorträge oder Ausflüge. "Viele schätzen es, hier einfach mal abschalten zu können. Das sollten wir unterstützen."

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