Arnstadt. Bei Gedenkveranstaltung warnen die Festredner davor, demokratiegefährdende Tendenzen auf die leichte Schulter zu nehmen.

Warme Sonnenstrahlen scheuchen am Samstagmorgen die letzten Nebelschwaden aus dem Jonastal. Auf der Straße ist viel los. Umleitungsverkehr und Ausflügler, die in den Thüringer Wald wollen.

In Höhe des Denkmals nehmen die Fahrer aber den Fuß vom Gas, um die Gedenkveranstaltung, die hier stattfindet, nicht zu stören.

So idyllisch das Jonastal auch ist – in den Jahren 1944 und 1945 spielten sich hier furchtbare Szenen ab. Im Buchenwald-Außenlager S III wurden tausende Menschen als Zwangsarbeiter beschäftigt, wurden gequält und geschunden, mitunter bis in den Tod.

Daran erinnern das Denkmal und die Gedenkveranstaltung, die hier immer Anfang April durchgeführt wird. Um an all jene zu erinnern, die hier ihr Leben verloren, die malträtiert, auf den Todesmarsch geschickt wurden. Und die überlebten, gezeichnet für immer.

Derzeit, so sagte Landrätin Petra Enders (Die Linke), könne man meinen, die Welt gerät aus den Fugen. Populisten spielen ganz oben in der Weltpolitik mit, rechte Populisten scharen auch in Thüringen immer mehr Menschen um sich. „Sie wollen die Gesellschaft spalten und der hart erkämpften Demokratie den Boden entziehen“, warnt die Landrätin.

Die Politik nimmt Enders aufgrund dieser Tendenzen mit in die Pflicht. Menschen machen sich Sorgen, fühlen sich nicht ernst genommen. Es sei grundfalsch, hierüber mit der Arroganz der vermeintlichen Macht hinwegzugehen. Man müsse im Gespräch bleiben, um die Demokratie zu schützen.

Worte des Gedenkens sprachen auch Konsul Alexej Nowikow und Elke Pudszuhn vom Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Georg Riebinski vom Jonastalverein erinnerte daran, dass sich die Gedenkreden in regelmäßigen Abständen wiederholen – aber auch wiederholen müssen. „Stärker werdenden rechten Tendenzen kann man nur durch Vermittlung von Wissen entgegentreten“, so lange bis der Schwur von Buchenwald irgendwann erfüllt sei.