Arnstadt. Die Mitglieder der Linken wählen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow beim Parteitag in Arnstadt erwartungsgemäß zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.

Bodo Ramelow steht auf einer Bühne mit sehr rotem Hintergrund, in der Hand einen Blumenstrauß. Er lächelt und hat allen Grund glücklich auszusehen. Soeben ist er beim Parteitag der Linken in Arnstadt mit 97,4 Prozent auf Platz eins der Kandidatenliste für die Landtagswahl gewählt worden.

Damit ist der Ministerpräsident jetzt ganz offiziell erneut Spitzenkandidat und hat sogar ein noch besseres Ergebnis eingefahren als vor fünf Jahren, als er 93,2 Prozent der Stimmen erhielt. „Es ist ein schönes Gefühl“, gesteht der 63-Jährige.

Sein Ziel ist es, das Bündnis mit SPD und Grünen fortzusetzen, das in den aktuellen Umfragen keine Mehrheit mehr hat. „Gestalten wir Thüringen weiter sozial, demokratisch und ökologisch und überlassen wir unser Land nicht den Hetzern und Schreihälsen“, schwört Ramelow seine Genossen schon mal auf den Wahlkampf ein.

Der Listenparteitag hat erst um 16 Uhr begonnen, weil am Samstag der Landtag auch zum Tag der offenen Tür geladen hatte. Aus diesem Grund werden zunächst nur die ersten zehn Plätze gewählt. Über die übrigen Kandidaten wird Sonntag ab 9 Uhr abgestimmt.

Aber obwohl es Kritik am Vorschlag der Parteispitze für die ersten 20 Plätze gab, bleibt es harmonisch. Anders als 2014, als es auf vorderen Plätzen zu Kampfkandidaturen kommt, wird offener Streit vermieden. Möglicherweise hat der Appell von Partei- und Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow gewirkt. Sie bittet um „den nötigen Respekt für alle, die jetzt auf der Liste stehen“. Der Vorschlag sei fachlich und regional ausgewogen. Der Nachwuchs werde berücksichtigt: Fünf Bewerber sind unter 35.

Bundesvorsitzende Katja Kipping bringt Stimmung in die Stadthalle

Hennig-Wellsow landet kurz darauf auf dem zweiten Platz, Sozialministerin Heike Werner kommt auf Rang drei. Dann stichelt die Vorsitzende ein wenig gegen den Koalitionspartner. „Wer kennt Georg Maier?“, fragt sie in den Saal. Der ist bekanntlich Innenminister. Aber Hennig-Wellsow ist überzeugt, dass Steffen Dittes die eigentliche Instanz auf diesem Politikfeld ist. Dittes landet auf Platz vier. Als weiteres Kabinettsmitglied schafft es Bauministerin Birgit Keller auf Platz sieben. Schließlich winken die gut 110 Landesvertreter die komplette 20er-Liste ohne Einwände durch.

Ein bisschen Stimmung bringt die Linke-Bundesvorsitzende Katja Kipping in die Stadthalle. „Wir müssen mehr Bodo ­Ramelow wagen“, fordert sie und erntet Applaus. Im Freistaat gebe es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Rot-Rot-Grün oder eine Regierung mit AfD-Beteiligung.

Am Sonntag wird ab Platz 21 noch um die verbliebenen aussichtsreichen Plätze gekämpft. Momentan hat die Linke 28 Landtagsmandate. Nach der Wahl am 27. Oktober hofft die Partei auf eine ähnliche Größenordnung. Die nicht berücksichtigten Abgeordneten Johanna Scheringer-Wright, Steffen Harzer, Sabine Berninger und Rainer Kräuter treten teilweise sogar mehrfach an, schaffen es jedoch nicht unter die Top 28. Von den übergangenen Parlamentariern setzen sich lediglich der Sprecher für Kommunalfinanzen, Ralf Kalich (Platz 22), und die Justizexpertin Iris Martin-Gehl (Platz 27) durch.

Die 25-jährige Lena Saniye Güngör aus Jena, die sich nicht selbst beworben hat, aber vorgeschlagen wird, landet zur eigenen Überraschung auf Platz 25.

Am Ende kommt es auch zu Enttäuschungen. Der Ministerpräsident indes rät schon im Vorfeld der Listenwahl zu mehr Gelassenheit: „Es ist doch keine Majestätsbeleidigung, wenn mehr als einer kandidiert. Das ist Demokratie.“

Ergebnis der Listenwahl

  • 1. Bodo Ramelow: 97,4
  • 2. Susanne Hennig-Wellsow: 86,7
  • 3. Heike Werner: 90,3
  • 4. Steffen Dittes: 81,4
  • 5. Anja Müller: 82,6
  • 6. Christian Schaft: 86,8
  • 7. Birgit Keller: 87,3
  • 8. Torsten Wolf: 82,9
  • 9. Katharina König-Preuss: 92,9
  • 10. Ronald Hande: 75,2
  • 11. Karola Stange: 86,7
  • 12. Patrick Beier: 85,3
  • 13. Ute Lukasch: 85,7
  • 14. André Blechschmidt: 74,6
  • 15. Katja Mitteldorf: 85,7
  • 16. Andreas Schubert: 77,5
  • 17.Katja Maurer: 91,1
  • 18. Markus Gleichmann: 70,3
  • 19. Kati Engel: 80,5
  • 20. Knut Korschewsky: 80,7