Erfurt. Bildungsminister Holter erntet heftige Kritik für seine Äußerungen zu möglicherweise noch bis Ostern geschlossenen Schulen. Aber es gibt auch Unterstützer.

Die Aussage von Bildungsminister Helmut Holter, man müsse damit rechnen, dass die Schulen noch bis Ostern wegen Corona geschlossen bleiben könnten, hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Alle Infos zur Lage in Thüringen im kostenlosen Corona-Liveblog

Während es von der Landtagsopposition Kritik hagelte, stärkten sowohl der Ministerpräsident als auch die rot-rot-grünen Koalitionsfraktionen Holter den Rücken.

"Momentan zeigen die Anti-Corona-Auflagen Wirkung. Ich kann daher nicht verstehen, warum der Minister einen Kita- und Schulbetrieb bis Anfang April ausschließt und damit die Eltern und alle Betroffenen entmutigt", bemängelte CDU-Fraktionsvize Christian Tischner auf Anfrage dieser Redaktion.

"Für Schüler eine Katastrophe"

Franziska Baum, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, erklärte: "Die Landesregierung hat keinen Plan für pandemiefesten Unterricht. Schulcloud? Läuft instabil. Filtersysteme? Nicht angeschafft. Impfung von Lehrpersonal? Nicht vorgesehen. Stattdessen Schulen zu bis Ostern? Für die Schüler ist das eine Katastrophe."

"Die Pläne sind vollkommen unverantwortlich", sagte der AfD-Abgeordnete Denny Jankowski. Die durch die Landesregierung herbeigeführten Bildungslücken würden nicht mehr aufzuholen sein. "Wir fordern ausdrücklich, nach den Winterferien zum Präsenzunterricht für alle Schularten und Klassenstufen zurückzukehren."

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) indes bezeichnete Holters Pläne als "verantwortungsvolle Politik". Er wies darauf hin, dass die Belegung der Intensivbetten in Thüringen weiterhin zu hoch sei. "Wir brauchen noch einige Wochen, um die Stabilität wieder zu erreichen", erklärte er.

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Mit Stand vom Samstag waren in Thüringen 636 intensivmedizinische Betten in den Krankenhäusern belegt - und nur 112 frei. "Und ja, sobald es nach unten geht, kann endlich anders gehandelt werden", betonte der Regierungschef.

Ähnlich sieht das der Linke-Bildungspolitiker Torsten Wolf: "Wer von baldiger Öffnung von Schulen und Kitas spricht, handelt in etwa so verantwortungsvoll wie ein Arzt, der am Krankenbett einem Patienten mit vorgestern 42 Grad Fieber und auf dem Weg der Besserung heute verspricht, dass er in drei Tagen wieder genesen ist", so der Vorsitzende des Landtagsbildungsausschusses.

SPD: Schließungen unumgänglich

"Die Schließungen sind aus unserer Sicht unumgänglich", pflichtete ihm die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Diana Lehmann, bei. Die Pandemie bedeute viele Zumutungen für alle. Umso wichtiger seien kluge Konzepte, um mit Diatanzlernen und geschlossenen Kindergärten umzugehen. "Wir müssen Familien bei ihrem täglichen Spagat unterstützen und darauf achten, dass in dieser Zeit niemand abgehängt wird", forderte sie. "Bei einem Familiengipfel können wir das besprechen und nach Lösungen suchen."

Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich forderte einen "Masterplan für gute Bildung" und erinnerte daran: "Bei aller Offenheit des Bildungsministers muss in der Wortwahl klar sein, dass die Schulen nicht geschlossen sind." Es finde schließlich häuslicher Unterricht statt, Präsenzunterricht für die Abschlussklassen und Notbetreuung für die unteren Jahrgänge und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Schulöffnung abhängig von Inzidenzwerten

Der Bildungsminister will die Schulen im Freistaat erst bei einem niedrigen Inzidenzwert wieder komplett öffnen. "Das bedeutet: Bei einer Inzidenz unter 50 können wir den normalen Betrieb wieder aufnehmen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur und machte zugleich deutlich: "Wir stellen uns darauf ein, dass das bis Ostern gehen kann. Wenn die Inzidenzen zurückgehen, werden auch die Schulen im eingeschränkten Betrieb oder auch im vollen Betrieb wieder arbeiten."

Zwischenschritte auf dem Weg zu einem Wert von unter 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen seien denkbar. "Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 200 können wir auch zusammen mit dem Gesundheitsministerium entscheiden, ob wir in den eingeschränkten Regelbetrieb wechseln", sagte Holter. Dies müsse dann auch dauerhaft anhalten.

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