Erfurt. Zwei Tage vor der Wahl zum Thüringer Ministerpräsidenten wird es spannend: Die AfD nominiert einen Dorfbürgermeister, die FDP will im 3. Wahlgang Landeschef Kemmerich vorschlagen. Und das Verhalten der CDU ist noch teilweise offen.

Die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag hat am Montag den ehrenamtlichen Bürgermeister von Sundhausen, Christoph Kindervater, für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert. Das bestätigte der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan Möller dieser Zeitung. Der parteilose 42-Jährige hatte sich am Wochenende selbst in einer E-Mail an die Fraktionen von CDU, FDP und AfD vorgeschlagen.

Sundhausen liegt im Unstrut-Hainich-Kreis und hat rund 350 Einwohner. Von Beruf ist Kindervater nach eigenen Angaben Branchenmanager. Darüber hinaus hat das FDP-Landespräsidium nach Informationen dieser Zeitung beschlossen, Landes- und Fraktionschef Thomas Kemmerich in einem wahrscheinlichen dritten Wahlgang für den Fall aufzustellen, dass ein AfD-Kandidat antritt. Das CDU-Präsidium entschied wiederum nach Auskunft von Landes- und Fraktionschef Mike Mohring einstimmig, in den ersten beiden Wahlgängen keinen Kandidaten aufzustellen. Zum dritten Wahlgang äußerte er sich nicht.

Ministerpräsidentenwahl in Thüringen: Die Kandidaten

Der bisherige Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) stellt sich am 5. Februar 2020 zur Wiederwahl für das Amt des Thüringer Ministerpräsidenten.
Der bisherige Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) stellt sich am 5. Februar 2020 zur Wiederwahl für das Amt des Thüringer Ministerpräsidenten. © dpa | Martin Schutt
Mit seinem angepeilten rot-rot-grünen Bündnis hat Ramelow keine Mehrheit im Parlament. Linke, SPD und Grüne kommen nur auf 42 der 90 Sitze.
Mit seinem angepeilten rot-rot-grünen Bündnis hat Ramelow keine Mehrheit im Parlament. Linke, SPD und Grüne kommen nur auf 42 der 90 Sitze. © dpa | Annette Riedl
Der parteilose Kommunalpolitiker Christoph Kindervater brachte sich am Wochenende mit einem Schreiben an CDU, FDP und AfD selbst ins Spiel als Gegenkandidat zu Bodo Ramelow.
Der parteilose Kommunalpolitiker Christoph Kindervater brachte sich am Wochenende mit einem Schreiben an CDU, FDP und AfD selbst ins Spiel als Gegenkandidat zu Bodo Ramelow. © dpa | Michael Reichel
Die AfD unterstützt seine Kandidatur, so dass er Deutschlands erster Ministerpräsidentenkandidat mit AfD-Ticket ist.
Die AfD unterstützt seine Kandidatur, so dass er Deutschlands erster Ministerpräsidentenkandidat mit AfD-Ticket ist. © dpa | Michael Reichel
Kindervater ist ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Sundhausen im Unstrut-Hainich-Kreis und gehört nach eigenen Angaben keiner Partei an, bezeichnete sich aber als Unterstützer der Werteunion - einer Gruppe sehr konservativer CDU-Mitglieder.
Kindervater ist ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Sundhausen im Unstrut-Hainich-Kreis und gehört nach eigenen Angaben keiner Partei an, bezeichnete sich aber als Unterstützer der Werteunion - einer Gruppe sehr konservativer CDU-Mitglieder. © dpa | Michael Reichel
Die Thüringer FDP schickt Landespartei- und Fraktionschef Thomas Kemmerich ins Rennen um das Ministerpräsidentenamt.
Die Thüringer FDP schickt Landespartei- und Fraktionschef Thomas Kemmerich ins Rennen um das Ministerpräsidentenamt. © TLZ | Juergen Scheere
Allerdings will Kemmerich nur im dritten Wahlgang kandidieren, wenn neben Bodo Ramelow (Linke) auch ein AfD-Bewerber antritt. Stehe Ramelow im dritten Wahlgang allein zur Wahl, wolle die FDP niemanden ins Rennen schicken, um ihm nicht ins Amt zu verhelfen.
Allerdings will Kemmerich nur im dritten Wahlgang kandidieren, wenn neben Bodo Ramelow (Linke) auch ein AfD-Bewerber antritt. Stehe Ramelow im dritten Wahlgang allein zur Wahl, wolle die FDP niemanden ins Rennen schicken, um ihm nicht ins Amt zu verhelfen. © Sascha Fromm | Sascha Fromm
Es gilt als juristisch umstritten, ob ein Einzelkandidat im dritten Wahlgang auch mit mehr Nein- als Ja-Stimmen gewählt wäre. Bei mindestens zwei Kandidaten gilt die Thüringer Landesverfassung aber als eindeutig. Dann ist derjenige mit den meisten Stimmen gewählt.
Es gilt als juristisch umstritten, ob ein Einzelkandidat im dritten Wahlgang auch mit mehr Nein- als Ja-Stimmen gewählt wäre. Bei mindestens zwei Kandidaten gilt die Thüringer Landesverfassung aber als eindeutig. Dann ist derjenige mit den meisten Stimmen gewählt. © dpa | Michael Reichel
Die CDU will laut ihrem Landesvorsitzenden Mike Mohring in den ersten beiden Wahlgängen keinen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken und sich danach mit der FDP abstimmen.
Die CDU will laut ihrem Landesvorsitzenden Mike Mohring in den ersten beiden Wahlgängen keinen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken und sich danach mit der FDP abstimmen. © dpa | Martin Schutt
AfD, CDU und FDP kommen zusammen auf 48 von 90 Sitzen und hätten zusammen eine Mehrheit im Thüringer Landtag. Christdemokraten und Liberale lehnen aber jede Zusammenarbeit mit der AfD ab.
AfD, CDU und FDP kommen zusammen auf 48 von 90 Sitzen und hätten zusammen eine Mehrheit im Thüringer Landtag. Christdemokraten und Liberale lehnen aber jede Zusammenarbeit mit der AfD ab. © dpa | Martin Schutt
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Die Wahl des Ministerpräsidenten ist für Mittwoch, 11 Uhr, im Landtag geplant. Der geschäftsführende Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ist von den Koalitionsfraktionen von Linke, SPD und Grünen vorgeschlagen – die allerdings gemeinsam nur über 42 von 90 Abgeordneten verfügen. Die in den ersten beiden Wahlgängen notwendige absolute Mehrheit liegt bei 46 Stimmen. AfD, CDU und FDP kämen gemeinsam auf 48 Stimmen.

Kommt kein Kandidat die nötige Mehrheit, ist laut Landesverfassung in einem dritten und letzten Versuch derjenige Bewerber gewählt, der „die meisten Stimmen“ auf sich vereinigt. Hier gilt es als unwahrscheinlich, dass der AfD-Kandidat ausreichend Stimmen von CDU und FDP erhält, um vor Ramelow zu landen – zumal nach aktueller Lage mindestens auch Kemmerich antreten will.

In der Thüringer Union hatten sich zuletzt die Stimmen gemehrt, in dieser Situation mit einem eigenen Kandidaten anzutreten. Entsprechend äußerten sich der frühere Ministerpräsident und CDU-Ehrenvorsitzende Bernhard Vogel sowie CDU-Landesvize Christian Hirte. Der ostthüringische CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler brachte sich selbst als Bewerber ins Gespräch.

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Im dritten Wahlgang: FDP will Kemmerich gegen Ramelow antreten lassen

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Ministerpräsidentenwahl