Erfurt. Zwei Tage vor der Wahl zum Thüringer Ministerpräsidenten wird es spannend: Die AfD nominiert einen Dorfbürgermeister, die FDP will im 3. Wahlgang Landeschef Kemmerich vorschlagen. Und das Verhalten der CDU ist noch teilweise offen.
Die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag hat am Montag den ehrenamtlichen Bürgermeister von Sundhausen, Christoph Kindervater, für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert. Das bestätigte der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan Möller dieser Zeitung. Der parteilose 42-Jährige hatte sich am Wochenende selbst in einer E-Mail an die Fraktionen von CDU, FDP und AfD vorgeschlagen.
Sundhausen liegt im Unstrut-Hainich-Kreis und hat rund 350 Einwohner. Von Beruf ist Kindervater nach eigenen Angaben Branchenmanager. Darüber hinaus hat das FDP-Landespräsidium nach Informationen dieser Zeitung beschlossen, Landes- und Fraktionschef Thomas Kemmerich in einem wahrscheinlichen dritten Wahlgang für den Fall aufzustellen, dass ein AfD-Kandidat antritt. Das CDU-Präsidium entschied wiederum nach Auskunft von Landes- und Fraktionschef Mike Mohring einstimmig, in den ersten beiden Wahlgängen keinen Kandidaten aufzustellen. Zum dritten Wahlgang äußerte er sich nicht.
Ministerpräsidentenwahl in Thüringen: Die Kandidaten
Die Wahl des Ministerpräsidenten ist für Mittwoch, 11 Uhr, im Landtag geplant. Der geschäftsführende Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ist von den Koalitionsfraktionen von Linke, SPD und Grünen vorgeschlagen – die allerdings gemeinsam nur über 42 von 90 Abgeordneten verfügen. Die in den ersten beiden Wahlgängen notwendige absolute Mehrheit liegt bei 46 Stimmen. AfD, CDU und FDP kämen gemeinsam auf 48 Stimmen.
Kommt kein Kandidat die nötige Mehrheit, ist laut Landesverfassung in einem dritten und letzten Versuch derjenige Bewerber gewählt, der „die meisten Stimmen“ auf sich vereinigt. Hier gilt es als unwahrscheinlich, dass der AfD-Kandidat ausreichend Stimmen von CDU und FDP erhält, um vor Ramelow zu landen – zumal nach aktueller Lage mindestens auch Kemmerich antreten will.
In der Thüringer Union hatten sich zuletzt die Stimmen gemehrt, in dieser Situation mit einem eigenen Kandidaten anzutreten. Entsprechend äußerten sich der frühere Ministerpräsident und CDU-Ehrenvorsitzende Bernhard Vogel sowie CDU-Landesvize Christian Hirte. Der ostthüringische CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler brachte sich selbst als Bewerber ins Gespräch.
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Im dritten Wahlgang: FDP will Kemmerich gegen Ramelow antreten lassen
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