Erfurt. In Thüringen erhalten Schulen beim Kauf von Luftfilteranalagen keine finanzielle Unterstützung. Laut Bildungsministerium gebe es weder Landesmittel noch ein entsprechendes Förderprogramm.

Sollen Luftreiniger im Kampf gegen das Coronavirus auch an Thüringer Schulen eingesetzt werden? Einige Fraktionen sprechen sich dafür aus. Das Bildungsministerium weist aber auf fehlende Förderprogramme hin. Zumal die Anschaffung erheblich ins Geld gehen könnte. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Thüringer Schulen müssen bislang ohne Technik zur Luftreinigung in den Klassenräumen auskommen. «Stand jetzt gibt es kein Budget dafür und auch kein Förderprogramm. Aber das ist keine generelle Absage an die Idee, Luftreiniger einzusetzen», sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Dienstag in Erfurt. Zuvor hatte der MDR darüber berichtet. Nach Angaben des Sprechers finde derzeit eine Debatte über das Thema innerhalb der Landesregierung statt. Wolle man solche Luftreiniger einsetzen, müssten viele Stellen eingebunden werden - etwa das Finanzministerium.

Aktuell wird noch regelmäßig gelüftet

Derzeit setzt das Bildungsministerium auf regelmäßiges Lüften an den Schulen, um für einen Luftaustausch zu sorgen und so die Gefahr von Infektionen mit dem Coronavirus zu reduzieren. Masken müssen die Schüler in Thüringen im Unterricht nicht tragen. Allerdings gibt es an den Schulen überall dort eine Maskenpflicht, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. So müssen Schüler und Lehrer zum Beispiel beim Wechsel des Raumes in den Fluren einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Der Sprecher Bildungsministeriums sagte, dass es bislang keine Übersicht darüber gebe, wie viele Klassenräume sich aus baulichen Gründen nicht ausreichend belüften lassen. Wollte man Luftreiniger einsetzen, müsse auch die Frage geklärt werden, ob sie zum Standard an den Schulen werden sollen oder eben nur in solchen Räumen eingesetzt werden, wo das Lüften nicht oder unzureichend funktioniert.

Seinen Angaben zufolge gibt es in Thüringen rund 16.800 Klassenräume. Die Kosten für einen Luftreiniger beliefen sich auf einen vierstelligen Betrag - wobei die Preise je nach Modell teils erheblich schwankten. «Wenn Luftreiniger der Standard werden sollen, müssen wir wohl mit einem zweistelligen Millionen-Betrag bei den Anschaffungskosten rechnen», sagte der Sprecher.

Vorwürfe kommen von der CDU

Die Thüringer CDU-Fraktion forderte, nicht abgerufene Mittel aus dem ersten Corona-Hilfspaket für die Anschaffung von Luftfiltertechnik zu nutzen. «Die Unsicherheit an den Schulen wächst. Während andere Länder das vordringlich behandeln, verweigert Rot-Rot-Grün moderne Luftreiniger», erklärte CDU-Fraktionschef Mario Voigt.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, sagte, diese Technik sorge dafür, «dass Kinder nicht nur einem weniger großen Infektionsgeschehen ausgesetzt sind, sondern auch, dass sie nicht mit Winterjacke und Mütze in der Klasse sitzen müssen». Er griff auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) an. Dessen Besuch der «pro.vention» Messe in Erfurt, bei der technische Lösungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie präsentiert wurden, stelle sich so im Nachhinein als PR-Veranstaltung heraus.

FDP fordert Bund auf

Die Thüringer FDP-Fraktion forderte ein Bundesprogramm zur Anschaffung von Luftreinigern in Höhe von 250 Millionen Euro. Es sei «nicht hilfreich für einen konzentrierten Unterricht, wenn alle 20 Minuten zum Lüften unterbrochen wird», erklärte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Franziska Baum.

Auch die Grünen-Fraktion sieht in Luftreinigern eine «gute Ergänzung zum Stoßlüften», wie es in einer Mitteilung vom Dienstag hieß. «Angesichts der absehbar anhaltenden Dauer der Sars-CoV-2-Pandemie ist es für uns völlig unverständlich, dass der Bund sein 500 Millionen Euro starkes Förderprogramm für Luftreinigungsanlagen bislang nur auf festinstallierte Anlagen beschränkt hat», erklärte die Grünen Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich. Man schlage vor, Luftreinigungsanlagen ein einem Feldversuch in Thüringer Schulen zu erproben.

«Wir haben mit den Corona-Hilfspaketen bereits Investitionsmittel zur Verfügung gestellt, die dafür auch genutzt werden können. Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen sollten wir weiterhin schauen, wo noch finanzielle Spielräume seitens des Landes dafür zu finden sind, sollte sich die Wirksamkeit als solche erweisen», so Rothe-Beinlich weiter. Klar sei aber auch, dass es nicht zu schaffen sei, alle knapp 17 000 Klassenräume vollständig mit Luftreinigern auszustatten.