Erfurt. Der Linke Ex-Ministerpräsident betont: „Es gibt keinerlei Vereinbarung mit der CDU“.

Der frühere Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ist von seiner Wiederwahl im Landtag überzeugt. „Ich gehe fest davon aus, dass ich am 4. März im ersten Wahlgang ausreichend Stimmen aus den demokratischen Fraktionen erhalte, ohne auf AfD-Stimmen angewiesen zu sein“, sagte er dieser Zeitung. „Diese Sicherheit habe ich in vielen individuellen Gesprächen gewonnen, die ich mit Abgeordneten anderer demokratischer Fraktionen führte.“

Ramelow erklärt gleichzeitig, dass keine entsprechenden Zusagen der CDU-Fraktion existierten. Die Vertreter von Linke, SPD und Grüne hätten am Freitag mit der Union nur die „inhaltliche Grundbasis“ einer stabilen Regierung bis zu Neuwahlen besprochen.

„Es gibt keinerlei Vereinbarung mit der CDU, dass die Fraktion mich wählt“, erklärte der Linke-Politiker. Darüber sei nicht einmal geredet worden. „Im Gegenteil: Wir haben stattdessen durchgängig darüber gesprochen, dass die Thüringer CDU natürlich ihre Bundesbeschlüsse beachten muss. Das war Ausgangslage und wurde von allen vier Fraktionen am Tisch respektiert.“

Verständnis für CDU

Linke, SPD und Grüne kommen im Thüringer Landtag gemeinsam auf 42 von 90 Stimmen. Für die im ersten Wahlgang erforderliche Mehrheit von 46 Abgeordneten ist Rot-Rot-Grün auf Stimmen aus CDU oder FDP angewiesen.

Der frühere Ministerpräsident äußerte Verständnis für die Situation der Thüringer Union. „Ich habe immer betont, dass auch unsererseits die Verhandlungspartner nicht in Widerspruch zu ihren Beschlüssen gebracht werden dürfen“, sagte er. Dies sei die Geschäftsgrundlage der Vereinbarungen vom Freitag gewesen. „Jeder musste doch mit der Nase im Gesicht aus der Tür rauskommen“, erklärte er. „Forderungen meiner Parteivorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow, dass die CDU-Fraktion vier Stimmen garantieren müsste, wurden von ihr ausdrücklich wieder zurückgenommen.“

Gemeinsames Protokoll

Ramelow bestätigte, dass Linke, SPD, Grüne und CDU eine schriftliche Übereinkunft erzielen wollen. „Wir, also Rot-Rot-Grün und CDU, arbeiten ab Montag weiter an einem gemeinsamen Protokoll“, sagte er unserer Redaktion. „Darin geht es um die Haltung zum DDR-Unrecht, den Schulfrieden, die kommunalen Zuschüsse oder den ländlichen Raum. Das ist kein Vertrag und keine Tolerierung, sondern ein Protokoll, das wir auch Stabilitätsmechanismus nennen.“

Das Protokoll soll laut dem Ex-Ministerpräsidenten gewährleisten, „dass Thüringen für ein Jahr bis zu den Neuwahlen im April 2021 stabil regiert werden kann, ohne dass die AfD zum Zuge“ komme. „Es gilt ab dem Moment, an dem ich vereidigt werde – und daraus ziehe ich auch die emotionale Sicherheit für meine Wahl im ersten Wahlgang“, sagte er. „Die angekündigten Spielereien der AfD entpuppen sich dabei nur noch als Klamauk und zeigen eher die verächtliche Seite dieses Agierens.“

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