Jena. Eigenlob, Feuer frei: Die Linken als Sieger der Stadtratswahl hätten mit ihrem Spitzenkandidaten-Team samt Programm im Wahlkampf überzeugt, sagte Stadtsprecher Jens Thomas. - „Und vielleicht mit der Arbeit der Fraktion in den letzten fünf Jahren.“ Koalitionen im Blick?

Die Linke wolle „auf die anderen zugehen“ und sehen, ob man bei sozialen und ökologischen Kernfragen übereinkommt. Das Spitzen-Duo der Grünen, Margret Franz und Heiko Knopf, knüpfte per Erklärung an das starke Ergebnis der Partei (neun statt bislang fünf Ratssitze) politische Konsequenzen. Beispiel: dass die „Fridays for Future“-Demo ein Jenaer Konzept zu den Pariser Klimaschutzzielen fordert. Genau dies werde zur Abstimmung gebracht. Man wolle Rad-, Fußgänger- und Nahverkehr stärken.

„Sehr zufrieden“ ist die AfD, wie Spitzenkandidat Denny Jankowski sagte. Das erfüllte Ziel eines zweistelligen Ergebnisses mit fünf Ratssitzen „aus dem Stand“ zeige deutlich, dass „die großen Parteien in Jena“ abgewirtschaftet hätten. Nein, Regierungsbeteiligung strebe die AfD erst einmal nicht an.

In Anbetracht der nur viereinhalb Wochen Vorbereitung für die in Jena neuen „Freien Wähler“ und der „Materialschlacht“ anderer Parteien sieht Spitzenkandidat Ulrich Schubert in den 3258 Stimmen für sich „ein sehr starkes Ergebnis“. Platz 12 unter den Stimmzahl-Spitzenreitern sei für einen Neuling sehr gut, mögen auch ein paar Stimmen fehlen für einen zweiten Ratssitz der „Freien Wähler“.

Linke und Grüne konnten von jungen Wählern zehren

„Zufrieden“ ist Eckard Birckner mit dem 7,5-Prozent-Ergebnis seiner „Bürger für Jena“. Zu bedenken sei, dass die „Bürger“ bei der Wahl 2014 wegen der Diskussion um die Eichplatz-Bebauung viele Wähler für sich mobilisieren konnten. Derlei habe 2019 keine Rolle gespielt. Und: Linke und Grüne hätten von jungen Wählern gezehrt.

„Für uns ein toller Erfolg - sechs statt bisher zwei Sitze“, sagte FDP-Spitzenkandidat Alexis Taeger. Er sprach sich für wechselnde Mehrheiten im Stadtrat aus - gegen eine Koalitionsbildung. Toll sei, dass auch im SHK eine „richtige Fraktion“ zustande kam; das sei ein weiterer Schritt hin zur regionalen Zusammenarbeit. Und weil man überm FDP-Bundesschnitt liegt: Das vermittle ein „Super-Grundgefühl, dass wir kommunalpolitisch stark sind“.

Wurden Themen falsch gesetzt?

Die SPD habe etwa ihre klimapolitischen Ziele nicht sichtbar genug gemacht, so kommentierte Katja Glybowskaja das derbe Minus ihrer Partei. Mit Sorge - Stichwort: fünf AfD-Sitze - betrachte sie den Rechtsruck im Stadtrat.

Der „Minus-10-Prozent-Trend“ treffe die CDU zwar vielerorts, sagte Kreis-Chef Guntram Wothly. Doch frage er sich: „Haben wir Themen falsch angefasst?“ Noch ein Wort zur Wirkung des Bundes auf die Kommunalebene: Etwa beim Klima habe die Bundesregierung „keinen klaren Fahrplan“. Nein, „so einen Hype in Richtung Grüne hätten wir nicht erwartet“.

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