Erfurt. Mit langem Atem und einem Gen für Kommunalpolitik sieht sich Jens Panse ausgestattet. Sein Bruder kandidiert für die CDU.

Er ist der Ältere der Panse-Brüder, deren Wahlplakate zur Kommunalwahl sich manchen Mast teilen: Eine halbe Stunde war Jens vor seinem zweieiigen Zwilling Michael auf der Welt. Auch politisch nicht weit auseinander sieht sich Jens, der für die FDP in den Stadtrat will, vom Bruder, der für die CDU kandidiert. Beides seien schließlich bürgerliche Parteien, bisweilen sogar in Koalitionen vereint. Beide eint zudem, dass für sie das politische Engagement im Herbst 1989 begonnen – und seither nie wieder losgelassen hat.

Nach Schule, Ausbildung, Studium hat es den Lehrer für Mathe und Physik an eine Schule und mit dem Wohnsitz nach Dachwig verschlagen. Doch auch wenn er dort im Gemeinderat aktiv und 14 Jahre stellvertretender Bürgermeister war: „So richtig weg aus Erfurt war ich nie“, sagt Jens Panse. Nun, da die beiden Kinder (20 und 28) aus dem Haus sind, wurde dies zu groß und ein Umzug zurück nach Erfurt naheliegend. Hier kann er zur Arbeit an der Uni radeln und seine Frau, Krankenschwester am Katholischen Krankenhaus, hat ebenso einen kürzeren Arbeitsweg. Dass er auch für den Ortsteilrat in Melchendorf kandidiert, versteht sich da fast von selbst.

Seine Devise sei es stets, sich dort politisch zu engagieren, wo man wohnt. Deshalb kandidiert der 52-Jährige auf Platz 9 der FDP, mit der er alle Höhenflüge erlebt und Niederlagen durchlitten hat, für den Stadtrat. Kommunalpolitik scheint in den Genen zu liegen bei den vier Panse-Geschwistern: Der ältere Bruder war Bürgermeister in Zella-Mehlis, die ältere Schwester schon Bürgermeisterin zu DDR-Zeiten für die liberale LDPD. Das gute Verhältnis zur Schwester habe ihn auch politisch geprägt: „Bei den Freien Demokraten hat mir auch der Freiheitsbegriff immer gut gefallen“, sagt er.

Eineinhalb Jahre war Panse Lehrer in Dachwig, da wurde er als Pressesprecher fürs FDP-geführte Wissenschaftsministerium angefragt. „Ein halbstündiger Crashkurs musste reichen“, erinnert er sich an die spannenden Zeiten der Nachwendejahre. Als die Uni-Erfurt neu gegründet wurde, übernahm er deren Pressearbeit und begrüßte nach drei Jahren an der Seite von Gründungsrektor Peter Glotz die ersten Studierenden. 15 Jahre in diesem Amt, suchte er schließlich den Wechsel und übernahm – beurlaubt von der Uni – die Pressearbeit der FDP im Landtag – diesmal in der Opposition. „Ich kenne somit alle Seiten der Politik.“

Dass er einen langen Atem hat, durch alle Höhen und Tiefen, beweist Panse auch im Sport: Seit früher Jugend läuft er auf der Langstrecke, etwa 140 mal ist er zum Marathon gestartet, 30 Mal zum Ultramarathon. „In 26,5 Stunden habe ich den gesamten Rennsteig abgelaufen“, 170 lange Kilometer.

Als Vorsitzender des Uni-Sportvereins, mit 1700 Mitgliedern der zweitgrößte der Stadt nach Rot-Weiß Erfurt, dafür der mit den wohl meisten aktiven Sportlern, bringt sich Jens Panse schon seit 20 Jahren ein. Den Sport von 3000 Studierenden von FH und Uni gilt es überdies zu organisieren. Beruflich ist er an der Uni zurück und für Veranstaltungen, Gesundheitsmanagement und Wahlen zuständig.

„Ich bin gut vernetzt“, sagt Panse lächelnd, auf seinen für FDP-Aussichten vielleicht undankbaren neunten Listenplatz angesprochen. „Ich kann einen Haushalt lesen, eine Sitzung leiten, mit Beschlüssen umgehen“, wirbt er mit politischer Erfahrung.

„Erfurt hat tolle Bedingungen für den Spitzensport, aber marode Schulsporthallen“, wirft er die Frage auf, ob bislang die Prioritäten im Stadtrat richtig gesetzt wurden. Unzufrieden sei er mit dem Stellenwert, den die Stadt den Hochschulen beimesse – eine Willkommenskultur gegenüber den Studenten lasse die Stadt die letzten Jahre vermissen. Als Mitbegründer der Herbstlese sieht er die Kultur als sein weiteres Politikthema. Die bedürfe deutlich einer besseren Förderung, sagt er.

Im Stadtrat fehle es vor allem an einer Stimme der Opposition. Dies umso mehr, wo sich die CDU samt seinem Bruder durch einen Beigeordneten-Posten habe durch den OB „mit ins Boot nehmen lassen“.