Berlin. Die Gefechte im Sudan haben eine russische Handschrift, die über das Land hinausweist. Ein Mann spielt dabei eine besondere Rolle.

Er ist Putins Mann fürs Grobe: Jewgeni Prigoschin. Er gibt den Kriegsherrn der Privatarmee Wagner, gefällt sich als Vulgär-Macho und propagandistischer Einpeitscher für russische Aggressionen. Prigoschin erledigt die schmutzigen Geschäfte des Kremlchefs derart effizient, dass er sogar ungestraft scharfe Kritik an der russischen Militärführung im Ukraine-Krieg üben darf.

Der 61-Jährige kämpft mit seinen 20.000 Wagner-Söldnern nicht nur in der Ukraine. Der Chef eines weit verzweigten Firmen-Imperiums betreibt auch in Afrika seine schmutzigen Geschäfte. Die derzeitigen Kämpfe im Sudan, wo sich zwei Generäle bekriegen, werden ebenfalls von Prigoschin befeuert. Der Mann, der seine Karriere als Gastronomie-Unternehmer („Putins Koch“) begonnen hatte, brachte das zynische Kunststück fertig, beide Konfliktparteien mit Waffen auszustatten. Im Gegenzug erhielt er Goldminen.

Russland ist der wichtigste Rüstungslieferant für Afrika

Prigoschin macht im Kleinen vor, wie Putin im Großen operiert. Russland ist der wichtigste Rüstungslieferant für Afrika. Rund die Hälfte aller registrierten Waffenverkäufe kommen von dort. Darüber hinaus bilden Russen Militärs aus – auch im Bürgerkriegsland Mali, aus dem sich die Bundeswehr und andere europäischen Kräfte zurückziehen. Russland exportiert Getreide und Dünger und bekommt dafür wertvolle Rohstoffe.

Michael Backfisch, Politik-Korrespondent
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Putins Propaganda-Narrativ vom „hegemonialen Westen“ fällt in Afrika auf fruchtbaren Boden. Ressentiments aus der kolonialen Vergangenheit werden auf diese Weise wieder zum Leben erweckt. Briten und Franzosen – aber auch die westliche Führungsmacht Amerika - kommen schnell in Misskredit. Moskau präsentiert sich als Bannerträger gegen Unterdrückung. Die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine werden zum Auslöser von hohen Energiepreisen und Nahrungsmittel-Engpässen hochstilisiert, unter denen Entwicklungsländer besonders leiden.

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Russland, China und Südafrika haben ein gemeinsames Marinemanöver durchgeführt

Russland ist in Afrika wegen des Kriegs in der Ukraine keineswegs isoliert. So haben Russland, China und Südafrika kürzlich im Indischen Ozean ein gemeinsames Marinemanöver durchgeführt. Zudem enthielt sich Südafrika bei der UN-Abstimmung über Russlands Invasion in der Ukraine - wie etliche andere Staaten des Kontinents im Süden.

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Das Gleiche gilt für Lateinamerika: Auch dort verkauft sich Russland als Vorkämpfer für die Freiheit (von den Vereinigten Staaten). In vielen Ländern schwingt wegen diverser US-Interventionen (Kuba, Nicaragua, Grenada) in der Vergangenheit ein starker Antiamerikanismus mit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte dies bei einer Pressekonferenz mit Brasiliens Präsident Lula Ende Januar hautnah mitbekommen.

Die Kampagne des Westens ist im „globalen Süden“ weniger erfolgreich als erhofft

Der Westen hat den Kampf um den „globalen Süden“ zu einem Schlüssel für die internationale Isolierung Russlands im Ukraine-Krieg erkoren. Diese Kampagne ist bislang weniger erfolgreich als erhofft. Moskau geht bei der Unterstützung autokratischer Regime in Afrika und anderen Teilen der Welt wenig wählerisch vor. Es liefert Waffen, erhält Rohstoffe und redet herzlich wenig über demokratische Werte.

Die Chinesen machen es ähnlich. Sie bauen Straßen, Brücke und Eisenbahnlinien. Finanziert wird das Ganze durch Kredite aus Peking. Die Arbeiter kommen ebenfalls aus der Volksrepublik. Afrikaner oder Lateinamerikaner profitieren relativ wenig davon und haben am Ende eine gewaltige Schuldenlast am Hals. Europäer und Amerikaner haben noch kein passendes Gegenmodell hierzu gefunden. Klar ist: Westliche Werte allein reichen nicht.