Erfurt. SPD-Politiker Wolfgang Tiefensee plädiert für ein gefördertes Mietkauf-Modell für Thüringen und will dafür 1500 Wohnungen bauen lassen.

Auch in Zeiten günstiger Kredite scheitert für viele junge Familien der Traum von den eigenen vier Wänden: Der geforderte Eigenanteil muss erst einmal aufgebracht sein.

Jetzt hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ein Mietkauf-Modell in die Diskussion gebracht, das genau diese Hürde umgehen soll. Dabei soll der Staat in Vorleistungen Wohnungen bauen lassen, die junge Familien beziehen und über monatliche Zahlungen erwerben.

Ein Vorschlag, der Thüringens SPD-Chef Wolfgang Tiefensee so überzeugt, dass er ihn in Thüringen auf die Agenda in der kommenden Legislatur setzen will. „Thüringen ist mit seiner niedrigen Wohneigentumsquote und einer geringen Eigenkapitalausstattung der Menschen prädestiniert für das Mietkaufmodell“, so Tiefensee. Das Modell wäre aus seiner Sicht eine Möglichkeit, die Mittelstädte im Freistaat zu stärken.

Jungen Familien zum Eigentum verhelfen

Exemplarisch geht das DIW in einer Modellrechnung von einem Preis von 210.000 Euro für eine 100-Quadratmeter-Wohnung aus.

Mit einer monatlichen Rate von etwa 933 Euro wäre die Wohnung nach 24 Jahren abbezahlt. Tiefensee schlägt zunächst den Bau von je 500 Wohnungen in Erfurt, Weimar und Jena vor, wo der Wohnungsmarkt besonders angespannt ist. Das Projekt soll bevorzugt jungen Familien zum Wohneigentum verhelfen und aus dem Thüringer Wohnungsbauvermögen gefördert werden. Außerdem spricht sich Tiefensee dafür aus, das Baukindergeld, das bislang lediglich Mitnahmeeffekte der Immobilienwirtschaft befördert habe, in das Mietkaufmodell umzulenken.

Die Suche nach Bauland wäre sicher eine Herausforderung, denkbar wäre eine Interessenbekundung für Kommunen, mit denen die Bauplätze gemeinsam ausgesucht werden könnten. Realisiert werden soll der Wohnungsbau, so der Vorschlag, von der Landesentwicklungsgesellschaft. Dort signalisiert man für ein solches Projekt Bereitschaft. Man verfüge über eine langjährige Erfahrung beim Bau von Wohnungen, seit den 90er-Jahren habe die LEG in Thüringen rund 1000 Wohneinheiten gebaut oder saniert. Das Projekt decke sich mit dem Anliegen der LEG, mit bezahlbarem Wohnraum Thüringen zu einem attraktiven Lebensmittelpunkt für Menschen zu empfehlen.

Beim Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft teilt man die Skepsis des Bundesverbandes. Der befürchtet hohe Verwaltungskosten, staatliche Bürgschaften seien der bessere Weg , um einkommensschwachen Familien zu Wohneigentum zu verhelfen.

Der Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds Ralf Rusch bewertet den Vorschlag nicht grundsätzlich negativ, verweist aber auf knappes Bauland in den gefragten Städten.