Gerlinde Sommer über Besucherplätze im Thüringer Landtag.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Wenn im Landtag ein Ministerpräsident gewählt wird, was heute der Fall sein soll, zeigt sich, dass eigentlich zu wenig Platz für Gäste ist. Denn die Zahl derer, die auf der Empore Platz nehmen dürfen, ist kaum größer als die Zahl derer, die unten im Plenum Platz finden.

Ich spreche jetzt nicht davon, dass an solchen Tagen die Plätze für Journalisten kaum ausreichen können. Ich habe die Menschen im Blick, die als Bürgerinnen und Bürger bei der Wahl für die Zusammensetzung des jeweiligen Landtags gesorgt haben. Und ich denke an Schülerinnen und Schüler, die ruhig in größerer Zahl die Arbeit im Landtag miterleben sollten.

Wahrscheinlich war man beim Bau des neuen Landtagsgebäudes schon froh, dass sich so eine schöne Balkonlösung finden ließ, die dem Publikum die Draufsicht ermöglicht. Und vielleicht gibt es ja auch über die Jahre hinweg die Erfahrung, dass mehr Besucherplätze für den Alltag gar nicht nötig sind… Ich kann nur jedem raten, sich einmal über seine örtliche Landtagsabgeordneten zu einem Besuch nach Erfurt ermuntern zu lassen, um mehr über die parlamentarische Arbeit zu erfahren. Am besten machen Sie das mit der Gruppe, in der Sie selbst ehrenamtliche oder jedenfalls gesellschaftsrelevante Arbeit leisten.

Denn eines ist ja auch offensichtlich: Politikerinnen und Politikern wird oft all das unterstellt, was sich an Schlechtem finden lässt. Als würden sich in den Parlamenten Raffgierige und Faule stapeln. Wer sich dagegen von seinen heimischen Mandatsträgern erklären lässt, welche Sachthemen sie bearbeiten müssen und was zugleich im Wahlkreis alles anliegt, der wird es sich vielleicht noch mal überlegen, ob die Kritik an der Demokratie und ihren Repräsentanten in so vielen Fällen derart fundamental ausfallen muss. Der genaue Blick hilft ja meist, rasch die Spreu vom Weizen zu trennen.

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