Erfurt. Das Thüringer Justizministerium stattet Gefängnisse mit Hochleistungsmonitoren und Computern aus.

Mit einem Pilotprojekt zur Telemedizin hat der Thüringer Justizvollzug sein Angebot zur Versorgung der 1550 Gefangenen ergänzt. Dafür seien alle Anstalten mit einem Hochleistungsmonitor und Rechner für Videobehandlungen ausgestattet worden, so ein Sprecher des Justizministeriums auf Anfrage. Dadurch sei die gesetzlich vorgeschriebene Gesundheitsfürsorge der Inhaftierten permanent gewährleistet. Die Sanitäts- und Vollzugsbediensteten könnten rund um die Uhr in kürzester Zeit ärztliche Unterstützung per Video nutzen und würden gerade in den Wochenend- und Nachtdienstzeiten bei der Betreuung erkrankter Gefangener entlastet.

„Damit reagieren wir auch auf die Herausforderungen durch die Pandemie. Wir wollen im Vollzug gewappnet sein und die ärztliche Versorgung aufrechterhalten können, wenn es Coronafälle gibt, von denen auch Anstaltsärzte oder Sanitätsbedienstete betroffen sind“, sagte Justizminister Dirk Adams (Grüne) dieser Zeitung.

Für die Behandlung in der Zugangsquarantäne oder im Haftraum können außerdem Tablets bereitgestellt werden. Leider verfügten aber nicht alle Gefängnisse, wie etwa Tonna, über ausreichend Mobilfunkempfang, um dies flächendeckend anbieten zu können, hieß es. Auch eine Schnittstelle, um Videodolmetscher zuschalten zu können, soll eingerichtet werden.

In den Thüringer Justizvollzugsanstalten arbeiten dem Ministerium zufolge gut 900 Bedienstete, darunter 26 Sanitätsbedienstete, eine hauptamtliche Ärztin sowie stundenweise 21 Vertragsärzte auf Honorarbasis der Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Psychiatrie, Zahnmedizin und Orthopädie. Zu den Kosten wurden „aufgrund schutzwürdiger Rechte Dritter“ keine Angaben gemacht. Das Projekt war im September gestartet und soll neun Monate laufen. Partner ist die A+Videoclinic GmbH aus Hamburg, die dieses System bereits in anderen Bundesländern einsetzt.