Schmölln. Direktor des Lindenau-Museums eröffnet das erste Buchquartett: „Ich bin kein Reich-Ranicki“. Erster Überraschungsgast ist Redakteur Thomas Haegeler aus Leipzig.

„Wir saßen zusammen in der Skulpturensammlung des Museums“, erinnert sich Birgit Seiler. Die Leiterin des Fachdienstes Natur- und Umweltschutz am Landratsamt und Mitgründerin des Schmöllner Bibliotheksfördervereins hatte schon lange gegrübelt, wie man das Angebot der Bücherei bereichern könnte. Im Gespräch mit Lindenau-Museumsdirektor Roland Krischke äußerte sie dann den Gedanken, der sie umtrieb: Nach dem Vorbild des „Literarischen Quartetts“ in gemütlicher Runde über Literatur reden.

Die Superintendentin des Kirchenkreises, Kristin Jahn, war auf Nachfrage sofort einverstanden, so stand die Kernbesetzung fest. Für Abwechslung sorgen Überraschungsgäste, welche das Quartett erst komplett machen. Für die Premiere am Dienstag war dies Redakteur Thomas Haegeler (39) aus Leipzig. Er empfahl „Alle Tage“ von Terézia Mora, obwohl der Debütroman bereits 15 Jahre alt ist. „Eine sehr gute Wahl, sprachlich virtuos“, befand Krischke, der auch die Moderation übernahm.

„Aber treiben sie die Analogie nicht zu weit, ich bin kein Marcel Reich-Ranicki“, sagte er einleitend. Dennoch gab es innerhalb der nur 60-minütigen Veranstaltung zahlreiche Lacher aus dem 30 Köpfe zählenden Publikum, denn die Chemie der Literaturkritiker aus Leidenschaft stimmte.

Der Roman „Wallace“ von Anselm Oelze fand nur bei Birgit Seiler Anklang, während etwa Kristin Jahn an diesem kein gutes Haar ließ. Jahn stellte „Herkunft“ von Saša Stanišic vor, das bei Roland Krischke vor allem dafür Beifall bekam, weil er eine Heidelberger Tankstelle wiedererkannte. Er präsentierte mit „Der Stechlin“ von Theodor Fontane auch den Klassiker des Abends. „Von dieser neuen Reihe können wir alle nur profitieren“, sagte Luise Ehrhardt von der organisierenden Goethe-Gesellschaft Altenburg. Der nächste Termin für das Quartett ist am 28. Januar. „Wir werden die besten Titel der Frankfurter Buchmesse unter uns auskämpfen“, kündigte Krischke schon mal streitlustig an.