„Die Bauern und Bäuerinnen hatten damals ein breiteres Becken, kleinere Köpfe und dickere Handgelenke als wir heute.“

Dieser Satz des Trachten-Sachverständigen ist mir mehr als alle anderen im Gedächtnis geblieben. Denn auch wenn die üppigen Trachten als Zeichen von großem materiellen Wohlstand zu deuten sind, sollte man das nicht als eitle Prahlerei abwerten. Denn die Lebensbedingungen in vorindustrieller Zeit waren anders, als wir sie uns heute vorstellen mögen. Sicher, die Rohstoffe wie Seide, Damast und Leinen waren teuer. Doch anders als heute fand sich in jedem größeren Haushalt auch jemand, der sticken, nähen und schneidern konnte. Und weil es damals noch kein Fernsehen oder gar Internet gab, hatte man auch weniger Ablenkung und konnte sich des Abends der Heimarbeit widmen. Oder diese an eine der oft zahlreichen Mägde delegieren.

Denn wohlhabend waren die Landwirte jener Zeit ja meist doch, wie wir wissen. Darüber sollte aber nicht vergessen werden, dass hinter diesem Wohlstand auch harte Arbeit steckte, die weiten Ärmel für die dicken Handgelenke legen noch heute davon Zeugnis ab. Man muss wohl unseren Ahnen dankbar sein dafür, dass sie mit ihrem Statusbewusstsein bleibende Werte hinterlassen haben, die seit Generationen weitervererbt werden. Nicht zu Vergleichen mit heutigen Prestigeobjekten wie dicken Autos, Flugreisen und Handys, die nichts für die Nachwelt bieten.

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