Altenburg. „R. L. Ich bin in Gedanken...“ ab Sonntag in der Kulturbund-Galerie

Rosa Luxemburg ist bekannt als Kämpferin gegen Ausbeutung, Nationalismus, und Kolonialismus, die viele schlaue Sachen gesagt und geschrieben hat. Im Januar war ihr einhundertster Todestag. „Ich möchte eine ganz andere Seite von ihr zeigen – nicht die, die jeder kennt“, sagt Petra Herrmann. Die Kratschützer Künstlerin installiert gerade ihren Beitrag zur am Sonntag beginnenden Ausstellung „R. L. Ich bin in Gedanken...“ in der Kulturbund-Galerie.

Dort wird sie, gemeinsam mit Angelika Dietzel und Ute Hartwig-Schulz, Malerei und Rauminstallationen präsentieren, die sich mit Briefen auseinandersetzen , welche Luxemburg im Gefängnis an ihre Freundin Sophie Liebknecht verfasst hat. „In den Briefen geht es nur um Privates, alles andere bleibt außen vor“, sagt Herrmann. Sie wolle Rosa als Mensch, als Frau, in ihren Bedrängnissen und Träumen zeigen. Darum hat sie eine Wand mit Fotografien von Blüten, Knospen, Halmen bestückt, die sie in diesem Frühjahr aufgenommen hat. Davor hängen Damenhüte aus Stoff, abwechselnd auch solche, die Petra Herrmann selbst aus Seiden- und Japanpapier gefertigt hat.

„Rosa Luxemburg war sehr empathisch und naturverbunden. Eigentlich wollte sie Biologin werden“, sagt sie. Diese Seite von ihr sei kaum bekannt, doch ihre Persönlichkeit lasse sich in kein Schema pressen. Die Briefe aus dem Gefängnis berührten, weil sie zeigten, wie wichtig menschliche Beziehungen sind. Als Vorbild tauge Luxemburg, weil sie unbequem war, sich nie nach Machtverhältnissen gerichtet habe, auch keine Machtposition angestrebt habe und immer aus tiefer innerer Überzeugung gehandelt habe, sagt Petra Herrmann. „Ich hoffe, die Ausstellung regt die Besucher dazu an, sich mit der Person näher zu befassen.“

Die Hüte dienen dabei auch als Anspielung auf den Begriff „behütet sein“. Die KPD-Mitgründerin habe sich immer in sicherer Obhut gefühlt, nur darum habe sie standhaft bleiben können und stets ihre Würde bewahrt, so Herrmann. „Ich glaube, heutigen Politikern fehlt oft die Bodenständigkeit.“ Das habe auch damit zu tun, dass man Visionen brauche und diesen treu bleibe. Die nur 1,48 Meter große Kommunistin musste wegen ihrer Friedensliebe schließlich die SPD verlassen und letzten Endes mit ihrem Leben bezahlen.

„Sie war wie Jeanne d´Arc, bereit, für ihre Überzeugungen zu sterben“, hebt Angelika Dietzel hervor. Sie verweist dabei auf ein Bild, welches sie für die Ausstellung gemalt hat: Dort sieht man eine kleine Figur, welche ganz allein kriegerischen Horden gegenüber steht. Die Filzstift-Zeichnung stehe für den Einsatz Luxemburgs, den Ersten Weltkrieg zu verhindern.

Die Installation von Ute Hartwig-Schulz verwandelt den gegenüber liegenden Teil des Raumes in einen Bereich, der die Situation von Abgeschiedenheit und Isolation in einem Gefängnis widerspiegelt. „Mich beschäftigt die Widerstandskraft, die Rosa Luxemburg trotz Kälte, Eintönigkeit, Stille und Bestrafung aufbrachte.“ Diese zeige auch einen Weg zur Bewahrung der eigenen Würde unter widrigsten Umständen.

Die Ausstellung ist bereits das vierte Projekt in Altenburg, welches von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen gefördert wird. Sie läuft bis zum 30. Oktober. Zur Eröffnung werden Michaele Sojka und Birgit Klaubert sprechen. Petra Herrmann wird aus den Briefen vorlesen.

Eröffnung der Ausstellung „R. L. Ich bin in Gedanken ...“ am 8. September, um 11 Uhr, in der Galerie Kulturbund Altenburg, Brühl 2