Meuselwitz. Zur Modellbahnausstellung werden zahlreiche Besucher gezählt

„Modellbau ist die Kunst des Weglassens, sonst wird man nie fertig“, sagt der Vorsitzende des Vereins Kohlebahnen, Karsten Waldenburger. Was bei ihm aber nicht fehlen darf, ist die Begeisterung und die Aufmerksamkeit für die kleinen Modellbahnen, die unentwegt über die liebevoll gestalteten Landschaften surren. Kaum eine Minute dieses Wochenendes verbringt Waldenburger nicht in seinem Führerstand, wo er die kleinen Züge im Maßstab 1:87 immer im Blick hat.

Oberster Bauherr und Architekt der Bahnstrecke von Meuselwitz nach Altenburg, wie sie hier in der Spurweite H0 nachgebaut wurde, ist der 78-jährige Günter Bergner aus Limbach-Oberfrohna. Fast jedes Haus, jede Fabrik und die vier Bahnhöfe entlang der Strecke hat der pensionierte Eisenbahner aus Papier und Pappe in mühevoller Kleinarbeit gebastelt und bemalt. Der Detailreichtum der Gebäude ist beeindruckend räumlich gestaltet. So sind nicht nur die Fensterlaibungen drei­dimensional, sondern sogar abgeschlagene Putzecken.

Bergner hat im Jahr 2002 die Modellbahngruppe ins Leben gerufen, kurz nachdem die Bahnstrecke stillgelegt wurde. Anfangs habe er im Bildungszentrum mit Jugendlichen den Meuselwitzer Bahnhof nachbauen wollen, als Arbeits­beschaffungsmaßnahme. Jeden Donnerstag, erinnert er sich. Darum treffen sich die Modellbauer auch heute noch jeden Donnerstag. Mit den Jahren ist die Strecke ständig gewachsen, auf heute rund 60 Meter.

„Viele der hier gezeigten Gebäude stehen heute gar nicht mehr. Die älteren erinnern sich aber daran“, so Bergner. Darum müsse man auch Kompromisse eingehen, wie bei dem Kohlekraftwerk von Rositz. Dieses hat er nach den Original-Bauplänen nachgebildet, wie es in den 20er Jahren aussah. Weil aber zu DDR-Zeiten ein zweiter Schornstein hinzukam, hat er diesen kurzerhand ergänzt. „Damit die Leute nicht sagen: Da fehlt aber was“, scherzt Bergner.

Erfindergeist beweist auch der Altenburger Kurt Renkwitz. Der gelernte Elektromechaniker hat im Laufe der Jahre eine Radreinigungsanlage mit Lichtschranke in die Strecke integriert und einen Waggon gebaut, der für die Sauberkeit auf den Gleisen sorgt. „Weil die im Handel erhältlichen zu teuer sind. Außerdem kann meine saugen und putzen gleichzeitig“, sagt er nicht ohne Stolz. Bei seinen Eigenkreationen sei nichts aus dem Laden verbaut.

Die aktuell 55 Mitglieder des Vereins präsentieren das, was die Tradition des Vereins und die Geschichte der Region widerspiegeln soll, erzählt Karsten Waldenburger. Sicher, es gebe immer die so genannten Kesselnietenzähler, denen auffällt, wenn etwa ein Gebäude nicht unbedingt auf dem neuesten Stand ist.

„Wir haben in diesem Jahr wenig Glück gehabt. Die Baumaßnahmen auf der Strecke und die Diebstähle haben uns wirtschaftlich an die Grenzen gebracht.“ sagt Waldenburger. Dafür stimmt ihn das Wetter ganz euphorisch, dass die 1000 Besucher-Marke geknackt werde. Es sei der großen Unterstützung zahlreicher Partner zu verdanken, dass zur jährlichen Modellbahnausstellung die Kohlebahn an beiden Tagen wieder zahlreiche Besucher von Meuselwitz nach Regis-Breitingen transportieren kann.

Seit 12 Jahren sind auch wechselnde Aussteller vertreten, um ihre Anlagen der verschiedenen Spurweiten und Epochen zu präsentieren und zu fachsimpeln, was aber eher einem Treffen weniger Gleichgesinnter gleicht. Die Meisten kämen, um eine Schnupperfahrt mit der großen Kohlebahn zu unternehmen, schätzt Christine Hartung. „Ich sage jedes Jahr, dass ich aufhöre, aber irgendwie komme ich dann doch wieder her“, sagt Hartung, die von den Modellbauern als die gute Seele der Kohlebahn bezeichnet wird. Dringend nötig wäre aus ihrer Sicht eine Verjüngung des Vereins, was aber nicht absehbar sei. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen: „Ich bin zufrieden, es wird“, sagt sie.