Altenburg. Am Sonntag lädt Kunstvermittlerin Jacqueline Glück zur Führung durch Matthias Schallers Personalausstellung ein

Seit vergangenem Jahr bietet das Lindenau-Museum in jedem Quartal eine Familienführung an, die anschaulich und praktisch ausgerichtet auch sehr junge Menschen ansprechen soll. Zur zweiten Familienführung in diesem Jahr lädt das Museum am Sonntag, 15 Uhr, ein. Kunstvermittlerin Jacqueline Glück möchte sich mit den Besuchern zwei Werkreihen der jüngst eröffneten Ausstellung „Matthias Schaller – Fotografien“ in der zweiten Museumsetage näher anschauen.

Schallers erste Personalausstellung

Zu Beginn werden die Fotografien der Reihe „Purple Desk“ im Zentrum stehen, auf denen die Büroräume und Schreibtische von Kurienkardinälen des Vatikans zu sehen sind. Glück wird darüber sprechen, was ein Kardinal ist und was die Aufgaben sind, denen er an seinem Arbeitsplatz nachgeht. Dazu sind alle Gäste eingeladen, eine Kleinigkeit, die ihnen für den eigenen Arbeitsplatz oder Schreibtisch wichtig ist, mitzubringen. Finden sich diese Dinge auch auf den Bildern von Matthias Schaller?

Im zweiten Teil der Führung werden die vier großformatigen Fotografien der Reihe „Das Meisterstück“ in den Fokus gerückt. Diese zeigen die Farbpaletten berühmter Maler und lassen sehr eindrucksvoll erkennen, mit welchen Farben sie gearbeitet und wie sie sie auf der Palette gemischt haben. Zum Abschluss haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, selbst zu malen und eine eigene Farbpalette zu schaffen. Wie werden sie aussehen und was verraten sie über uns?

Schallers Fotografien handeln von Individuen und Kulturen. Sie zeigen jedoch keine Personen, sondern menschenleere Räume, die auf die Abwesenden verweisen und deren Anwesenheit kraftvoll hervorrufen. In den vergangenen zwanzig Jahren arbeitete Schaller im Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Konzeptkunst an mehreren viel beachteten Fotoserien. Für das Lindenau-Museum mit seinem Schwerpunkt italienischer Kunst wurden Werke ausgewählt, die sich überwiegend mit der Kultur und Geschichte Italiens auseinandersetzen. Schallers erste Personalausstellung in einem deutschen Kunstmuseum umfasst insgesamt 170 Werke aus den vier Serien „Fratelli d’Italia“, „Purple Desk“, „Leiermann“ und „Das Meisterstück“. Jede Serie präsentiert sich in einem eigenen Raum, verleiht ihm so ein individuelles „Gesicht“ und tritt in Dialog mit dem Gebäude und seinen Sammlungen. Mit „Fratelli d’Italia“ etwa arrangiert Schaller 150 Fotografien von italienischen Opernhäusern zu einer monumentalen Wandcollage. In dieser Zusammenschau von sehr ähnlich gestalteten Opernsälen, die während der italienischen Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert erbaut wurden, offenbart sich die Fiktion und Widersprüchlichkeit einer nationalen Identität.

Matthias Schaller wurde 1965 in Dillingengeboren und schloss sein Studium der Kulturanthropologie nach Aufenthalten an den Universitäten Göttingen, Hamburg und Siena mit einem Magister ab. Seit 1995 ist er in Ausstellungen mit Werken vertreten und präsentiert sein Schaffen auch in Einzelausstellungen einem internationalen Publikum, jüngst in Porto, Philadelphia (USA), Venedig, Santa Fe (USA) und Düsseldorf. Schaller lebt derzeit in Venedig und Rio de Janeiro.