Gieba/Schmölln/Altenburg. Gleitfliegerausweis des jungen Giebaers als Anlass für Recherchen

Beim Volkswandertag des Altenburger Alpenvereins rund um den ehemaligen Segelflugplatz Lohberg im Jahr 2017 wurde dem Autor ein Gleitfliegerausweis aus dem Jahr 1937 übergeben. Es handelte sich um den Gleitfliegerausweis von Segelflieger Johannes Scheibe aus Gieba.

In Segelfliegerkreisen des Altenburger Landes war dieser Name bisher nicht bekannt. Aus dem Gleitfliegerausweis konnten folgende Daten entnommen werden: Scheibe Johannes geboren am 25. September 1919 in Gieba.

Er gehörte 1937 zur Fluggruppe Schmölln/Landesgruppe elf Thüringen. Am 24. September 1937 legte Johannes Scheibe die Gleitfliegerprüfung B auf der Segelflugübungsstelle Dörnberg ab. Da die Schmöllner Segelflieger zu dieser Zeit in Pohlitz bei Bad Köstritz flogen, hat er wahrscheinlich die A- Prüfung im Segelflug auf dem Wachtelberg bei Pohlitz abgelegt. Zu dieser Zeit war der Segelflug noch eine Sparte des Deutschen Luftsport-Verbandes (DLV). Nachdem Johannes Scheibe die B-Prüfung abgelegt hatte, wurden im Herbst 1937 alle Segelfluggruppen des DLV in das Nationalsozialistische Fliegerkorps (NSFK) eingegliedert. Weitere Informationen waren dem Gleitfliegerausweis nicht zu entnehmen.

Weitere Nachforschungen in der Gemeinde Gieba brachten kein Ergebnis. Eine Personenrecherche zu Johannes Scheibe wurde am 7. Juni 2017 an die Wehrmachtauskunftstelle (Wast) gestellt. In einem Zwischenbescheid vom 24. Juni 2017 teilte die Auskunftstelle mit, dass Angaben zu Johannes Scheibe vorhanden seien und der junge Mann Angehöriger des fliegenden Personals der Luftwaffe gewesen sei. Im Juli 2019 kamen die Ergebnisse der Recherche der Wast zum Werdegang von Johannes Scheibe in Altenburg an. Johannes Scheibe absolvierte 1939 die Flugschule Nora mit Abschluss der A/B Prüfung für Motorflugzeuge. Im Anschluss daran wurde er in das Ausbildungsregiment 51 versetzt. Am 12. August 1942 begann sein Dienst als Pilot im Kampfgeschwader 77 mit Flugzeugen des Typs Junkers Ju 88. Durch mehrere Umgruppierungen wurde er im Laufe des Jahres 1942 zur zweiten Gruppe des Kampfgeschwaders sechs versetzt. Die Staffel von Johannes Scheibe flog vorwiegend Einsätze gegen England und zur Unterstützung des Afrikakorps in Tunesien. Johannes Scheibe erreichte den Dienstgrad Feldwebel. Bei einem Aufklärungsflug oder Kampfeinsatz am 18. August 1943 über dem Hafen von Bizerta in Tunesien wurde er abgeschossen oder stürzte wegen eines technischen Defektes seines Flugzeuges ab. Die Absturzursache ist nicht bekannt.

Seit dieser Zeit gilt Johannes Scheibe als vermisst. Auch vom Verbleib der restlichen Besatzungsmitglieder ist nichts bekannt. Unklar ist zudem, warum Johannes Scheibe noch über Tunesien geflogen ist, da der Afrikafeldzug der Deutschen Wehrmacht im Mai 1943 beendet wurde. Es bleibt zu hoffen, dass sich nach Veröffentlichung des Beitrages ein Zeitzeuge oder Verwandter von Johannes Scheibe meldet.