Altenburg. So geht Museumsarbeit im Residenzschloss Altenburg heute. Projekt „Wir bauen eine Burg“ versetzt Regelschüler für zwei Wochen ins Mittelalter.

Schwertkämpfe, Kreistänze, Ritterburgen und prunkvolle Hochzeiten – solche Bilder dürften wohl den meisten Kindern vor Augen sein, wenn sie an das Mittelalter denken. Die Aktion „Wir bauen eine Burg“im Residenzschloss Altenburg vermittelte genau das an rund 30 Schüler in den vergangenen beiden Wochen. Allerdings bekamen die Kinder keine platten Klischees eingetrichtert, sondern sehr viel historischen und handwerklichen Hintergrund erläutert, den sie sofort umsetzen durften.

DRitter Linus (links) stellt seine Fähigkeiten im Schwertkampf zur Schau.
DRitter Linus (links) stellt seine Fähigkeiten im Schwertkampf zur Schau. © Andreas Bayer

„Ich bin absolut beeindruckt vom Ergebnis der Workshops. Viele Kinder haben uns morgens gezeigt, was sie am Vorabend noch gestaltet haben. Die nahmen den Kurs mit nach Hause und brannten für das Thema“, sagt Projektleiterin Gitte Vogel-Sirin. Die Kultur- und Medienpädagogin holte sich für das maßstabsgetreue Modell des Residenzschlosses aus dem Jahr 1200 noch die Architektin Viktoria Scholz mit an Bord. Die beiden haben schon in Istanbul gemeinsam Lehmbaukurse mit Schulkindern gestaltet.

Entstanden ist ein rund ein mal anderthalb Meter großes Lehmimitat des Schlossberges, wie er vor 800 Jahren ausgesehen haben könnte. Die Kinder gestalteten den Bauprozess zu großen Teilen selbst, vom Planen, über die Herstellung von Steinen und das Mauern bis hin zur Verzierung. Sie erfuhren so Wissenswertes über Grundriss, Schnitt, Fassaden und vor allem Statik. Auch interessante Details über Baustile, Bauteile, Ornamente und historische Bauprozesse, womit die Wertschätzung für historische Bausubstanz steigen soll.

„Das Modell fasst unterschiedliche Baustufen zusammen, denn wir wissen bei einigen Gebäuden nicht, wie sie genau aussahen“, sagt Klaus-Jürgen Kamprad. Der Vorsitzende der Barbarossa-Stiftung war es auch, der in Kooperation mit der Stiftung für benachteiligte Kinder und dem Schloss- und Kulturbetrieb Residenzschloss Altenburg den Ferienkurs angestoßen hat. Unterstützt wurde das Projekt vom Bundesprogramm „Bildung macht stark“, Projektpartner die Erich-Mäder-Schule, von der die meisten der Teilnehmer stammen. Ziel sei es, niederschwellige Angebote zu machen, damit der Museumsbesuch zu etwas völlig alltäglichem werde. „Hier in Altenburg ist ja auch die Geschichte zum Greifen nah“, so Kamprad.

Das zweiwöchige Projekt der Barbarossa-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung für benachteiligte Kinder sowie dem Schloss- und Kulturbetrieb Residenzschloss Altenburg richtet sich vorrangig an Regelschüler.
Das zweiwöchige Projekt der Barbarossa-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung für benachteiligte Kinder sowie dem Schloss- und Kulturbetrieb Residenzschloss Altenburg richtet sich vorrangig an Regelschüler. © Andreas Bayer

Neben den praktischen Angeboten Lehmbau, Schwertkampf und Mittelaltertanz stand auch Wappenkunde auf dem Programm. Dann durften die Kinder ihre eigenen Wappen entwerfen, teilweise wurden diese auch auf Schilder gemalt. Josie hat ein Einhorn im Wappen ihrer Einhornwelt, in der nur Freundschaft und Güte regieren, wie sie erklärt. Auch ein kurzer Film mit Lego-Rittern wurde gedreht und betextet. Rund 150 Einzelbilder hat der angehende Mediengestalter Lukas Werner dazu mit den Fünft- und Sechstklässlern angefertigt.

Museologin Sophie Kamprad verbildlichte auf einem Zeitstrahl die historischen Ereignisse, die mit der Skatstadt in Verbindung stehen. Am vorletzten Tag warfen sich die Kursteilnehmer in historische Kostüme und stellten in der Schlosskirche bei Orgelmusik die Hochzeit von Kaiser Barbarossa mit Beatrix von Burgund nach. „Es kamen nur gute Rückmeldungen,einer sagte sogar am ersten Tag: das war mein schönster Ferientag“, freut sich Christine Gaube, das „Mädchen für Alles“ im Team.

www.barbarossa-stiftung.de