Schmölln. Eine Befragung unter Senioren zeigt die Schwachstellen in der Knopfstadt. Stadtbusse positiv bewertet.

„Die Bürgersteige sind oft schräg und voller Stolperstellen. Ohne Gehhilfe kommt man kaum voran“, sagt eine 88-jährige Bewohnerin des Betreuten Wohnens in der Sommeritzer Straße in Schmölln. Als Folge meidet sie den direkten Weg ins Stadtzentrum: „Ich nutze die Sommeritzer Straße nicht mehr, laufe durch die Gartenanlage und die Crimmitschauer Straße.“ Doch nicht alle Bewohner der Einrichtung schaffen eine solche Entfernung, die meisten nehmen dazu den Bus, was wieder andere Probleme mit sich bringt.

„Das erste, was mir in Schmölln aufgefallen ist, war dass viele Busse keine Neigung haben. Man kommt nur schwer heraus“, berichtet eine 77-Jährige, die selber keine Gehhilfe nutzt. Eine andere Mitbewohnerin mit Rollator ergänzt: „Für mich ist das Einsteigen schon schwierig. Vorne passe ich nicht rein, darum muss ich in der Mitte einsteigen, komme aber nicht vor zum Busfahrer, um mein Ticket zu lösen.“ Darum nehme sie immer ihre Schwester mit, wenn sie den Bus nehmen will.

„Die Barrierefreiheit ist oft das entscheidende Kriterium, hier einzuziehen. Fast alle Bewohner sind mobilitätseingeschränkt“, sagt Thomas Moosdorf, Koordinator des Roten Kreuzes für diese Einrichtung. Das zeigt sich auch an einer anderen Beschwerde, die von zahlreichen Bewohnern geteilt wird: Die nächsten Altglascontainer stehen beim Tierheim, das sei zu weit weg für viele. Die Entfernung beträgt rund 800 Meter, für einen gesunden Menschen in weniger als zehn Minuten zu erreichen.

„Es ist einfach nicht für uns gemacht, dabei gibt es sehr viele Rollator-Fahrer in Schmölln. Mit dem Stock ist es noch gefährlicher, wegen der Lücken im Pflaster“, sagt Bewohnerin Christina. Mitbewohnerin Marianne, die ebenfalls den Rollator nutzt, relativiert: „Ich habe keine Probleme, auch auf dem Markt, das ist schon alles relativ flach gehalten.“

Die Befragung wird also im Stadtzentrum fortgesetzt. Dort hat Elfriede Meinel gerade auf dem Wochenmarkt eingekauft. Die über-80-Jährige sagt: „Auf dem Markt geht es ja noch, andere Bereiche wie die Gößnitzer Straße sind viel schlimmer. In jedes Geschäft kann ich auch nicht rein. Bei Ärzten gibt es oftmals keine Parkplätze für die Rollatoren.“ Eine 82-Jährige Schmöllnerin ergänzt: „Wenn man zum Arzt geht, sind oft zu viele Stufen. In der Gößnitzer Straße sind die Stufen zu hoch.“

Zwei Damen, 86 und 93 Jahre alt, warten mit ihren Rollatoren an der Bushaltestelle. „Weil es hier keinen Bürgersteig gibt, komme ich nur schwer in den Bus“, sagt die 93-Jährige. Ihre Freundin ergänzt: „Wir sind schon froh, dass die Busse fahren. Oft sind die Busfahrer auch behilflich. Ich bin froh, dass ich noch so rumkrabbeln kann.“