Altenburg. Geschichte(n) im Altenburger Land: Über die Anfänge von Hans-Werner Grosse. Ehemalige Segelflieger vom Lohberg feiern ihn noch immer

Im Zuge der Nachforschungen zur Modell- und Segelfluggeschichte des Altenburger Landes wurde dem Autor ein Fotoalbum von einem Lehrgang der Altenburger Segelflieger übergeben. Es stammt vom ehemaligen Altenburger Segelflieger Fritz Hechler. Er gehörte zum Fliegerstamm 1/361 des Segelflugplatzes Lohberg bei Windischleuba. Sie führten vom 1. bis 15. Juni 1939 einen Lehrgang auf dem Segelflugplatz Hohenfelden durch. Etwa 18 Flugschüler nahmen daran teil.

Späterer Rekordhalter stürzte mit Schulgleiter

Darunter war auch der spätere 50-fache Segelflugrekordler Hans-Werner Grosse. Am 8. Juni 1939 stürzte Grosse bei einem Start mit dem Altenburger Schulgleiter SG 38 durch eine Fehlinterpretation der Anweisung des Fluglehrers ab. Er wurde dabei schwer verletzt. Der Schulgleiter wurde beim Absturz total zerstört.

Man kann sich natürlich die Stimmung der Fluggruppe nach dem Verlust des Fluggerätes vorstellen. Der Rest der Lehrgangszeit wurde mit theoretischem Unterricht, Wehrertüchtigung und persönlicher Freizeit am 15. Juni beendet.

Grosse wurde am 29. November 1922 in Swinemünde geboren. Er wohnte zur damaligen Zeit in Altenburg und besuchte das Friedrichgymnasium. 1938 begann er seine Ausbildung auf dem Segelflugplatz Lohberg bei Windischleuba. Wie alle Segelflieger des Lohberges wollte er Pilot werden.

Im Zweiten Weltkrieg flog er ein Kampfflugzeug vom Typ Ju 88 und wurde über dem Nordatlantik eingesetzt. Er erlebte persönlich das Grauen des Krieges und setzte sich nach 1945 gegen den Krieg und für den motorlosen Flug nach dem Vorbild von Otto Lilienthal ein. In den 1970er Jahren erflog Grosse eine Vielzahl von Rekorden im Segelflug. Herausragend dürfte sein Langstreckenflug von 1460 Kilometern im Jahr 1972 von Lübeck nach Biaritz in Spanien mit dem Segelflugzeug ASW 17 sein. Dieser Rekord besteht auch heute noch.

Unterstützung für Segelflugsport

Nach 1989 unterstützte Hans-Werner Grosse materiell und ideell die Entwicklung des Segelflugsportes in den neuen Bundesländern. Bei seinem Besuch im Jahr 2001 mit seinem Segelflugzeug (ETA) mit einer Spannweite von 31 Metern war er an diesem Tag, gegen 20 Uhr, über Altenburg zu sehen. Danach landete er auf dem Altenburger Flugplatz.

Beim Treffen der ehemaligen Segelflieger des Lohberges im Jahr 2013 wurde Grosse stürmisch von den Anwesenden gefeiert. Seine Ausführungen zum Segelflug und auch seine Tipps, wie man sich im Alter fit hält, fanden große Anerkennung. Bis vor zwei Jahren flog Grosse noch selbst.

Seit dem vorigen Jahr fliegt er mit seiner Frau Karin als Pilotin im Segelflugzeug. Mit 96 Jahren ist er ein echtes Vorbild für die Jugend. Für seine Leistungen wurde er im In- und Ausland mit vielen Auszeichnungen geehrt.

Bei einem Besuch des ­Thüringer Traditionsdorfes in Hohenfelden kann man den ­damaligen Flughang am ­Riechheimer Berg noch gut erkennen.