Schmölln. Landtagswahl 2019: Direktkandidaten des Wahlkreises 43 (Altenburger Land I) vorgestellt.

Am 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution treffe ich Ute Lukasch in ihrem ­Wahlkreisbüro am Schmöllner Brückenplatz. „Für mich war die Wende besonders schwierig, denn ich war neu zugezogen und kannte hier noch niemanden.“

Bis 1988 studierte sie in Leipzig Handelsökonomie, anschließend wurde geheiratet und nach Schmölln gezogen, wo sie zunächst als Mitarbeiterin für Jugendfragen beim Rat des Kreises Schmölln arbeitete. Später dann übernahm sie als Kaderleiterin die Abwicklung der Handelsorganisation. Danach begann eine schwere Zeit, denn von 1991 bis 2004 war Lukasch immer wieder arbeitslos.

Sie arbeitete als Buchhalterin, war von 1999 bis 2002 am Abriss des Heizkraftwerkes Gera beteiligt, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Als die auslief, machte sie sich selbstständig mit einer Reinigungsfirma. „Das ­hatte auch was Gutes, man lernt Leute kennen, wenn man putzt.“

Die Zeit der beruflichen Unsicherheit habe sie sensibel gemacht für soziale Probleme. „Ich weiß, wie es auf dem Amt ist“, sagt Lukasch.

Erst mit dem Jahr 2004 änderte sich ihr Leben, denn sie kandidierte für den Schmöllner Stadtrat. „Dazu bin ich gekommen, weil ich mich über die Straßenausbau-Beiträge aufgeregt habe. Ich musste für die Jahre ‘94 bis ‘99 zahlen, obwohl ich erst 1999 nach Zschernitzsch umgezogen bin.“ Diese Beiträge sind mittlerweile abgeschafft, was die Abgeordnete sichtlich freut. „Das war ein gutes Gemeinschaftswerk von Rot-Rot-Grün. Auch die Wohnungsverwaltung kann dadurch jetzt mehr Geld in sozialen Wohnungsbau investieren.“

Es brauche auch neue Ideen, um wieder junge Menschen im ländlichen Raum anzusiedeln. So sollte Umnutzung von leerstehenden Häusern besser gefördert werden, damit es nicht noch mehr Flächenversiegelung gebe.

Im Wahlkampf 2004 hat sie die damalige Landtagsabgeordnete Michaele Sojka kennengelernt, die ihr eine Stelle in ihrem Wahlkreisbüro angeboten hat. „Damals habe ich mit den Hartz IV-Beratungen angefangen, zuerst in meiner Küche.“ Die Arbeit mit Menschen habe ihr schon immer Spaß gemacht. „Außerdem organisiere ich gerne.“ Das muss sie auch, denn inzwischen sitzt sie nicht nur im Stadtrat, Kreistag und Landtag, sondern auch in einigen Ausschüssen.

Im Sozialausschuss des Kreistags und des Stadtrats sitzt sie, ebenso ist sie Vorsitzende des Aufsichtsrats der kommunalen Wohnungsverwaltung Schmölln. Im Landtag ist sie Mitglied des Petitionsausschusses sowie im Ausschuss für Infrastruktur, Landwirtschaft und Forsten. „Wenn man das ernst nimmt, muss man sich mit allen Themen beschäftigen“, sagt Ute Lukasch.

Dennoch werde sie weithin als „Sozialtante“ wahrgenommen. Eine Bezeichnung, die sie inzwischen übernommen hat. In ihrem Wahlkreisbüro bietet sie weiterhin Hilfe bei behördlichen Problemen an. „Ich bin nicht auf Konfrontation aus, dennoch wirkt es manchmal Wunder, wenn eine Abgeordnete im Jobcenter anruft.“

Ein anderes Steckenpferd Lukaschs ist die Zubereitung von Essen. „ Beim Kochen kann ich abschalten.“ Darum sieht man sie auch an ihren Infoständen häufig den Löffel schwingen, wo sie selbst gemachtes Ketchup oder Marmelade als Geschenke verteilt. „Ich bin sehr für regionale Kreisläufe. Europa muss in der Landwirtschaft vollkommen umdenken.“

Es gehe nicht an, dass der Handel die Landwirte erpresse. „Einer meiner größten Wünsche ist auch mehr Demokratie im Planungswesen. Egal, ob ein Windrad oder Haus gebaut werden soll, die Anwohner müssen von Anfang an mit einbezogen werden.“

Vita

geboren 1961 in ­Zwenkau

Lehre zur Wirtschaftskauffrau, Studium in Handelsökonomie

Umzug nach Schmölln im Jahr 1988, nach Zschernitzsch 1999

Mitglied der SED seit 1979, später PDS und heute Die Linke

Seit 2004 im Stadtrat, seit 2013 im Thüringer Landtag

verheiratet, ein Kind, zwei Enkel