Altenburg. Diesen Geschmack wissen viele zu schätzen

Einen Geruch nach Banane, dazu ein Hauch Nelke verströmt das Getränk. Dazu bietet der Geschmack eine feine Malznote. „Wichtig ist, dass die Biere einen eigenen Charakter haben“, sagt Frank Winkel. Er ist Geschäftsführer der Probier GmbH, die das Altenburger Weißbier jetzt als Bier des Monats Juni ausgezeichnet hat. Ein Ausschuss aus rund 25 Bierliebhabern, darunter auch vier Sommeliers, haben wie jeden Monat 15 Biere verkostet und ihren Favoriten gekürt. Damit ist der Weißbier-Neuling, erst seit rund einem Jahr auf dem Markt, auch für die Wahl zum Bier des Jahres 2020 qualifiziert.

Entsprechend groß ist die Freude bei Brauerei-Geschäftsführer Bastian Leikeim, denn er darf damit bereits die siebte Auszeichnung innerhalb kurzer Zeit für das von ihm produzierte Bier entgegennehmen. Frank Winkel reiste dafür gestern eigens aus Lünen nach Altenburg, um ­Leikeim sowie Braumeisterin Katharina Reinhardt die Urkunde zu überreichen.

Tipps für die richtige Hefe von Schwesterbrauerei

„Ein Schuss, ein Treffer“, freut sich Reinhardt über die Auszeichnung. Was so simpel klingt, ist das Ergebnis umfangreicher Tüfteleien im Altenburger Brauhaus. Sicherlich habe man etwas vom Wissen der Schwesterbrauerei im oberfränkischen ­Altenkunstadt profitiert. Die verfügten schließlich schon über jahrzehntelange Erfahrungen, wogegen das Weißbier in unserer Region nicht typisch ist. Es gab Tipps, welche Hefe sich am besten eignet, so konnte man sich Enttäuschungen ersparen.

Letzten Endes aber, darauf legt Bastian Leikeim Wert, werde streng nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut. Noch dazu kommen die Zutaten für die Altenburger Biere zum überwiegenden Teil aus der Region. So stammt der Hopfen hauptsächlich aus Monstab und die Braugerste aus Mitteldeutschland. „Wir haben auch eine ökologische Verantwortung, irgendeiner muss ja mal anfangen ­damit“, sagt Leikeim.

Sein Motto: think global, drink local – zu deutsch: denke global, trinke lokal. „Das ist eine ganz große Aufgabe, den Leuten hier zu vermitteln, dass wir in der Region ganz tolle Produkte haben, auf die wir stolz sein können“, so Leikeim. Auszeichnungen seien ein wichtiger Faktor, um die Bestätigung für die eigene Arbeit zu erhalten und um die Wertschätzung der Verbraucher für regionale Produkte zu erhöhen.

„Das besonders Schöne an dieser Brauerei ist, dass sie auch so eine große Vielfalt herstellt. So müssen die Menschen der Region nicht auf Biere etwa aus dem hohen Norden zurückgreifen“, lobt Winkel. Im Dezember werden über 6000 Bierliebhaber, die aktuell Mitglied im Probier-Club sind, das Bier des Jahres 2020 küren. Aktuell ist ein Bier aus Apolda an der Spitze, Leikeim und Braumeisterin Reinhardt hoffen darauf, dass der Titel im Freistaat bleibt.

Wie er überhaupt auf die Idee kam, in Altenburg ein Weißbier zu brauen, kann Bastian Leikeim schnell erklären: „Als ich vor sieben Jahren nach Altenburg kam, gab es schlicht keine naturtrüben Biere, darum wollte ich es versuchen.“ Mit dem Pale Ale vor zwei Jahren hat es einen ersten Anlauf gegeben, jetzt wolle man das Weißbier etablieren. „Das passt einfach zum Sommer, außerdem kann ich meine Herkunft nicht verleugnen“, so der Brauereichef.

Leikeim möchte durch Geschmack überzeugen

In den großen Handelsketten werde man aber das Bier des Monats außerhalb Altenburgs erst einmal nicht finden. Dafür seien große Investitionen nötig, denn der Handel lasse sich die Stellplätze bezahlen. Man sei aber auf allen relevanten Messen vertreten, da sei das Weizen auch immer mit dabei. „Wir hoffen, durch den Geschmack zu überzeugen“, so Leikeim. Man merke dabei, dass immer häufiger nachgefragt werde, welcher Hopfen oder welches Brauverfahren verwendet wurde. „Das macht uns auch Spaß zu erklären. Ähnlich wie beim Wein entwickelt sich seit einigen Jahren eine ungeheure Hopfen-Vielfalt“, schwärmt der Altenburger.

Es scheint also, als würde auch hierzulande die Wertschätzung für Lebensmittel steigen. Dass deren Aussehen und Geschmack variiert, sei nur natürlich, so Leikeim: „Wir versuchen natürlich, eine gleichbleibende Qualität zu bieten. Wir sind aber abhängig davon, welche Rohstoffe wir vor Ort bekommen.“ Durch die Hitzerekorde des letzten Jahres entstünde dank der Gerste etwa eine leicht dunklere Farbe bei manchen Bieren. Doch das ändere nichts am Geschmack. Viel schlimmer sei, wenn er vor Getränkemärkten Bierkisten in der prallen Sonne stehen sieht.